Andreas Dietrich, SBB

Mit Schwung zurück

17.11.2006
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Vor gut einem Jahr kehrte Andreas Dietrich mit seiner Familie zurück in die Schweiz. Fünf Jahre war er in Deutschland gewesen, zuletzt verantwortete er die IT von Thomas Cook. Nun übernahm er den Posten des CIO der Schweizer Bundesbahnen (SBB). Da der Platz des obersten IT-Strategen bei dem ehemaligen Staatsbetrieb sechs Monate unbesetzt blieb, war ein Vakuum entstanden. Damit hatte Dietrich gerechnet. Nicht vorbereitet war er indes auf das Ausmaß der Probleme: "Ich dachte, wenigstens die Prozesse sind klar", erinnert er sich an seine bescheidenen Hoffnungen. Dietrich war mit der Überzeugung angetreten, dass eine zentrale IT die Arbeit in den Divisionen verantwortlich steuern sollte. Doch das war bisher bei der SBB nicht der Fall.

Andreas Dietrich

Projekt: Neuer Kundenservice: Fahrkarten werden als Mobile-Tickets auf Handy verschickt;

Strategie: Verbesserung der Geschäftsprozesse mit Hilfe von IT bis zum Betrieb der IT-Lösungen;

Ein CIO muss.... seine Basis in Griff haben und auf Augenhöhe mit seinen Vorstandskollegen durch gezielten IT-Einsatz Mehrwert schaffen.

Buchtipp

Drucker, Peter F.: The Daily Drucker

Es gibt für jeden Tag neue Anregungen und das Faszinierende daran ist, dass es meistens einen Bezug zu einem Ereignis an diesem Tag gibt.

Für Dietrich kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Der schwierige Start bei der SBB war für den 42-jährigen Heimkehrer eine willkommene Herausforderung. In kürzester Zeit hat sich die Informatik der SBB eine Radikalkur verschrieben - und umgesetzt: nach vier Monaten nahm das runderneuerte Shared-Service-Center IT seine Arbeit auf, das alle technischen Funktionen der einstigen Divisions-IT-Bereiche von Personenverkehr bis Immobilien integrierte.

Unterstützung bekam Dietrich von verschiedenen Seiten, und auch das Schicksal spielte mit: Eine Strompanne mit Folgen sensibilisierte die SBB-Führung für die wachsende Abhängigkeit von technischen Systemen. "Die nächste größere Panne wird in der IT passieren", warnte der Betriebswirt und Wirtschaftsinformatiker die Konzernleitung. Und bekam die notwendige Rückendeckung von ganz oben.

Neuen Schwung brachte Dietrich auch in das Management-Treffen des Konzerns. Im August stand das Thema IT im Zentrum des Meetings. "Ich hatte drei Stunden lang Gelegenheit, unsere Arbeit zu präsentieren", erzählt er. Anhand eines konkreten Beispiels - ein Kunde kommt und stellt Anforderungen - zeigte das IT-Management, wie die Methode "plan - build - run" in der Praxis funktioniert. "Das hatte einen doppelten Effekt", sagte Dietrich. "Alle haben mein Team kennen gelernt, und gleichzeitig konnten wir gut erklären, wie unsere Organisation funktioniert.