Mit SAA-Speck fängt man Software-Mäuse

25.08.1989

Oldrich Jelineks Cartoon zur aktuellen SAA-Situation (IBM beteiligt sich an Software-Herstellern) verdeutlicht sehr schön, um welche Größenordnung es geht - und was Big Blue im Schilde führt. Daß sich dem Betrachter sofort der Eindruck aufdrängt, hier hätten "Tom & Jerry" Pate gestanden: War es Wohlwollen für die Software-Mäuse, das den Zeichenstift führte?

Tatsache ist: Die IBM beläßt es nicht mehr bei schönen Worten, um den Softwarehäusern auf die SAA-Sprünge zu helfen. Die Anwender und die Wettbewerber müssen zur Kenntnis nehmen, daß der Mainframe-Monopolist erstmals massiv mit Geld nachhilft, um Fremdenlegionäre für den SAA-Feldzug zu rekrutieren. Die Höhe der jeweiligen Beteiligung läßt im übrigen keinen Rückschluß auf die Macht zu, die IBM im Einzelfall - und was die "unabhängigen" Software-Unternehmen als Gruppe betrifft - tatsächlich ausübt. Dazu ist relevant, daß es für die IBM im wahrsten Sinne des Wortes um "alles oder nichts" geht: Bei SAA handelt es sich um den "letzten Versuch" der IBM (Kolumne in der CW vom 27. März 1987), einen De-facto-Standard auf Anwendungsebene zu setzen.

Das hört sich harmlos an - in der Wirkung läuft die SAA-Entwicklung jedoch auf eine Verhinderung offener Systemwelten hinaus. Es gehört schon eine gehörige Portion Zynismus dazu, die mit SAA versprochene Freizügigkeit innerhalb der geschlossenen IBM-Welt (/370, PS/2, AS/400) als Gewinn zu preisen. Die totale Abhängigkeit von einem Hersteller wird damit zementiert. Wir können deshalb mit Oldrich Jelinek nur die Daumen drücken, daß "Jerry" unser Software-Mäuschen, doch noch ein Schlupfloch findet.