Magic-Internet

Mit Regeln und Tabellen Software entwickeln

05.07.1996

Der Hersteller positioniert Magic in einem Bereich zwischen Rapid Application Development (RAD) und sorgfältig geplanter Entwicklung mit Hilfe von Geschäftsregeln und -modellen. Das Tool ist daher eine Kombination aus RAD-Tool wie etwa Visual Basic oder Powerbuilder und einer grafischen Umgebung, in der die Geschäftslogik in Tabellen abgelegt werden kann.

Anwender wie die Akzo Nobel Information Services GmbH, die Fink Software GmbH und die M-Computer GmbH sind sich darüber einig, daß es sich mit Magic schnell und sauber entwickeln läßt, zumal das Werkzeug neben den 32-Bit-Windows-Systemen eine Vielzahl weiterer System-Plattformen und Datenbanken unterstützt. Außerdem stellt das Tool 21 Fremdsprachen sowie eine ODBC-Schnittstelle bereit. Neu in Version 7 ist die Unterstützung von Binary Large Objects (Blobs).

Ungeeignet ist das Produkt zur Entwicklung von Echtzeit-Anwendungen. Schwächen soll es bei der Programmierung von Batch-Verfahren sowie bei der Erstellung von grafischen Oberflächen aufweisen. Hier will man unter anderem mit OLE Custom Controls (OCX) Abhilfe schaffen, die zum Beispiel den Import von Grafikelementen, Text und Bildern erlauben.

Erst seit 1995 unterstützt Magic überhaupt Windows-Oberflächen. Zu spät habe man die Bedeutung des Microsoft-Betriebssystems für den Markt erkannt, räumte André Dan, Director International Marketing, ein. Zweifelsfrei seien dem Unternehmen dadurch 30 Prozent seiner US-Kunden verlorengegangen.

Ein zu spätes Reagieren will der Hersteller beim Internet nicht riskieren. "Web Link", derzeit noch ein Add-on, werde später in die Umgebung integriert, so daß die Entwickler Internet-Anwendungen schreiben, aber auch über OCX Applets in ihre Anwendungen einbinden können.

Der nächste Entwicklungsschritt sieht vor, daß sich Magic-Module zu eigenständigen Komponenten formen lassen, die leichter zu verteilen und wiederzuverwenden sind, erläutert Erez Baum, Director of Product Marketing. Bereits in Version 7 könnten Eigenschaften der Magic-Elemente Type, Field, Control, Template und Form vererbt werden.

Magic-Anwendungen benötigen eine Laufzeit-Umgebung. Geplant ist nach Aussagen von Baum eine zusätzliche Java-Engine, die die bisherige ergänzen soll. Doch während die Pläne rund um das Thema OCX innerhalb eines Jahres Wirklichkeit werden sollen, gibt es für die Java-Entwicklungen noch keine konkreten Zeitpläne.

Firmen-Magie

Magic Software Enterprises wurde 1991 gegründet, es ging an die Börse und war etwa zehn Millionen Dollar wert. 1994 und 1995 mußte das Unternehmen zum ersten Mal Rückschläge einstecken. Erst zum dritten Quartal 1995 erreichte das Softwarehaus nach dem Einbruch den Break-even-Point. Das Plus von einer Million Dollar im vierten Quartal reichte noch nicht für ein positives Jahresergebnis aus.

In diesem Jahr strebt MSE einen Jahresumsatz von zirka 40 Millionen Dollar an, um es im kommenden Jahr erneut an der New Yorker Börse zu versuchen. 41,3 Prozent seiner Einnahmen erwirtschaftet das Unternehmen in Europa, 20,3 Prozent in Amerika und 25,5 Prozent in Asien.