Aufsichtsräte sollen bis zum Jahresende zustimmen

Mit R&O kauft Viasoft ein Repository für Re-Engineering-Projekte

22.11.1996

Wie Werner Dreesbach, geschäftsführender Gesellschafter der R&O GmbH, erläutert, hatten die beiden Unternehmen ursprünglich nur über ein Distributionsabkommen für Rochade verhandelt. Und Tom Anthofer, Principal der in den Deal involvierten Investment-Bank Broadview Associates, bestätigt: "R&O stand nicht zum Verkauf."

Viasoft engagiert sich derzeit vor allem in großangelegten Re-Engineering-Projekten, die sich mit der Datumsumstellung am 1. Januar 2000 beschäftigen. Eine Entwicklungsdatenbank wie Rochade dient dazu, die in einem solchen Vorhaben anfallenden Metainformationen zu speichern und im Zugriff zu halten.

Bisher konnte Viasoft den Anwendern lediglich ein, so Dreesbach, "hausgemachtes" Enterprise Knowledge Repository (EKR) anbieten. Doch diese provisorische Lösung wolle der Jahr-2000-Spezialist nun durch das technisch anspruchsvollere R&O-Produkt ersetzen. Da Distributionsverträge, wenn sie denn von Dauer seien, ohnehin in eine Unternehmensakquisition mündeten, hätten sich die potentiellen Vertragspartner lieber gleich zur Fusion entschlossen.

Insgesamt 37,3 Millionen Dollar wollen die Amerikaner für das deutsche Unternehmen ausgeben. 29,3 Millionen davon sollen - zum Teil als Bargeld, zum Teil in Form von Aktien - in die Kassen der R&O-Eigner fließen. Dazu zählt neben Dreesbach und dem anderen geschäftsführenden Gesellschafter Christoph Röttger auch die Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA), die R&O vor etwa dreieinhalb Jahren beim Entree in den amerikanischen Markt unterstützte.

Mit weiteren vier Millionen Dollar will Viasoft ausstehende Verbindlichkeiten der R&O GmbH begleichen. Dabei handelt es sich laut Dreesbach um kurzfristige Bankkredite. Noch einmal der gleiche Betrag wird fällig, wenn der Rochade-Eigner bis zum Ende des laufenden Viasoft-Geschäftsjahres (30. Juni 1997) einen bestimmten Lizenzumsatz erzielt. Über dessen Höhe schweigt sich der Geschäftsführer allerdings aus.

Im Geschäftsjahr 1995 erzielte R&O einen Gesamtumsatz von rund 20 Millionen Dollar, der zu zirka 30 Prozent aus den USA stammte. Für das laufende Jahr erwartet Dreesbach Einnahmen in Höhe von 23 Millonen Dollar. Das sei ungefähr halb soviel, wie Viasoft zwischen dem 1. Juli 1995 und dem 30. Juni 1996 umgesetzt habe. R&O beschäftigt derzeit 115 Mitarbeiter.

Bis zum Ende des zweiten Viasoft-Quartals, aller Voraussicht nach aber schon zum 4. Dezember dieses Jahres, sollen die Kontrollorgane beider Unternehmen ihre Zustimmung erteilt haben und die gegenseitigen Überprüfungen über die Bühne gegangen sein. Der passionierte Golfspieler Dreesbach hat eigenen Angaben zufolge nicht vor, sich ausschließlich um die Verbesserung seines Handikaps zu bemühen, sondern will im Management des Firmenzusammenschlusses mitarbeiten.