Übernahme für 1,63 Milliarden Dollar

Mit Overture hält Yahoo Google auf Distanz

18.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Portalbetreiber Yahoo will sich den Internet-Vermarkter Overture einverleiben und damit seine Position gegenüber Google und Microsoft stärken. Overture ist einer der führenden Anbieter bezahlter Suchergebnisse.

Rund 1,63 Milliarden Dollar will sich Yahoo das Objekt seiner Begierde kosten lassen: Pro Overture-Anteilschein bietet das Unternehmen 0,6108 eigene Aktien und 4,75 Dollar in bar. Die Transaktion soll - unter Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre sowie der Aufsichtsbehörden - noch in diesem Jahr zum Abschluss gebracht werden. Overture wird künftig als Tochtergesellschaft von Yahoo firmieren und seinen Sitz im kalifornischen Pasadena behalten. Overture-CEO Ted Meisel soll das Geschäft weiterhin leiten und künftig an Yahoos Chief Operating Officer Dan Rosenberg berichten.

Mit der Übernahme des Internet-Vermarkters will Yahoo, das sich bislang primär über den Absatz von Bannern und Anzeigen auf seinen Seiten finanziert hat, in das Geschäft mit Pay-for-Performance-Diensten einsteigen - ein Bereich, dem Marktexper-ten große Chancen einräumen. Dabei werden gegen Bezahlung spezielle Links von Firmen eingeblendet, deren Angebote mit dem vom Internet-Surfer eingegebenen Suchwort in Zusammenhang stehen. Der auf diese Weise erzielte Werbeumsatz verteilt sich auf den Portalbetreiber und den Vermarkter.

Spezialisten auf diesem Gebiet sind Overture und Konkurrent Google, der sowohl als traditionelle Suchmaschine als auch als Anbieter von Paid Listings agiert.

Overture, das neben seiner Mutter in spe Yahoo und Microsofts Internet-Service MSN unter anderem auch Lycos, CNN.com und AOL Europe zu seinen Partnern zählt, ist in den letzten Jahren stark gewachsen. So konnte das Unternehmen seinen Umsatz im vergangenen Jahr von 288 (2001) auf 667,7 Millionen Dollar steigern und verfügt eigenen Angaben zufolge mittlerweile über einen 88000 Mitglieder starken Stamm von Anzeigenkunden. Angesichts des in jüngster Zeit verschärften Wettbewerbs insbesondere von Seiten Googles ist Overture jedoch unter Druck geraten.

Größter Partner von Overture ist Microsoft. Über die Gates-Company will der Internet-Vermarkter in diesem Jahr mit geschätzten 350 Millionen Dollar etwa ein Drittel seines Gesamtumsatzes erzielen. Eigenen Angaben zufolge wird Yahoo die bestehenden Partnerbeziehungen weiterführen. Nach Ansicht von Branchenbeobachtern dürfte sich Microsoft angesichts der bevorstehenden Fusion der beiden Internet-Companies allerdings in absehbarer Zeit nach Alternativen für seinen Online-Dienst umsehen - etwa indem es Partner Overture durch Google ersetzt oder die bereits vor einigen Monaten angekündigte Entwicklung einer eigenen entsprechenden Suchtechnologie deutlich vorantreibt. "Yahoo''s Entscheidung, sich die gesamte Suchtechnik einzuverleiben, zwingt Microsoft zu reagieren", so Danny Sullivan, Branchenspezialist und Herausgeber des Online-Newsletters Searchenginewatch.com. Nicht zuletzt dient Yahoos Großeinkauf dazu, Google auf Distanz zu halten. "Durch die Übernahme wird Yahoo zum weltweit größten Anbieter im Internet-Werbemarkt", hofft Yahoo-Chef Terry Semel.

Welche Bedeutung die Übernahme für Yahoo hat, verdeutlichen die Ergebnisse für das zweite Quartal 2003: Das Unternehmen steigerte seinen Reingewinn von 21,4 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 50,8 Millionen Dollar. Für die guten Zahlen machte Yahoo das Wachstum in den Bereichen Werbung und bezahlte Suchdienste verantwortlich. (kf)