Hermes Precisa International AG:

Mit Olivetti auf bessere Zeiten hoffen

17.09.1982

YVERDON (sg) - Seine Unabhängigkeit gab der einzige Computerhersteller der Schweiz, die Hermes Precisa International AG, im vergangenen Jahr auf. Die Schweizer übergaben rund 60 Prozent ihrer Stimmanteile an Olivetti. Sie erhofften sich einen gesicherten Fortbestand ihres Unternehmens.

Mit diesem Zusammenschluß zweiter europäischer Hersteller wollte man der japanischen und amerikanischen Konkurrenz die Stirn bieten. Allerdings dürfte die Entscheidung von den wenigsten Aktionären der schweizerischen Traditionsgesselschaft völlig verstanden worden sein.

Doch wenn auch dem ersten zum 31. Dezember 1981 abgeschlossenen gemeinsamen Geschäftsjahres der Hermes/Olivetti trotz einer Umsatzzunahme von rund 12 Prozent noch immer ein Verlust von 885 000 Schweizer Franken zu verzeichnen war, so scheint immerhin festzustehen, daß die Zusammenarbeit sich bis jetzt positiv ausgewirkt hat. So wurde unter anderem die Rolle, die die Hermes in Zukunft im Bereich der Büroautomation spielen will, gemeinsam und in Übereinstimmung mit dem Hauptaktionär Olivetti neu überdacht. Die daraus resultierenden ersten Erkentnisse zeigen, daß Hermes eine weitere Spezialisierung in jenen Bereichen anstreben muß, in welchen sie sich in den letzten Jahren profilieren konnte: Dazu gehören zum Beispiel Schreibmaschinen für gehobene Ansprüche und deren Ausbau für Anwendungen im Bereich der Telekommunikation sowie Schnelldrucker.

Mit Ausnahme der einfachsten Maschinen, die heute ausschließlich von Olivetti stammen, werden sämtliche Modelle in den Produktionsstätten der Hermes in Yverdon und Sainte-Croix konzipiert und auch hergestellt. Hierzu zählt die Hermes top-tronic 51, die sich durch Verwendung einer Mikrodiskette einer führenden Marktposition erfreut. Diese Maschine wird schon heute in vielen Betrieben anstelle weit teurerer Textsysteme eingesetzt. Mit der Hermes top-tronic 51 möchte man darüber hinaus auch im Bereich der Telekommunikation aktiv werden.

Daneben verfolgt Hermes weiterhin eine nach allen Seiten offene OEM-Politik. Zu den bekanntesten Partnern zählen hier die Olympia Werke AG in Wilhelmshaven und die Siemens AG München, von der lange Zeit angenommen wurde, daß sie anstelle der Olivetti mit Hermes eine Verbindung eingeht. Siemens bezieht ebenfalls elektronische Schreibmaschinen von Hermes. Im Computerbereich, in dem Hermes bei kleineren Systemen über ein entsprechendes Angebot verfügt, gehört die Ruf Buchhaltung AG in Zürich zu ihrem Kundenkreis.

Auch in der Textverarbeitung will die Hermes in Zukunft ein Wörtchen mitreden. Die langjährigen Erfahrungen in Herstellung und Vertrieb von elektronischen Schreibmaschinen sollen dem Unternehmen helfen, in diesem überdurchschnittliches Wachstum versprechenden Markt vermehrt und erfolgreich tätig zu werden. Aufgrund besonderer Konstruktionsmerkmale gegenüber den heute am Markt erhältlichen Systemen erhoffen sich die Schweizer einen Preisvorteil.

Die Hermes Precisa International AG darf also annehmen, daß ihr wieder bessere Zeiten bevorstehen. Wesentliche Hilfe dürfte die junge Ehe mit Olivetti sein.