3D-Filme

Mit neuem Fraunhofer-Codec gegen Datenflut

17.08.2010
Von pte pte
Mit dem Fernseh-Trend hin zu 3D wachsen die Datenmengen für digitale TV-Übertragungen deutlich, da pro Frame mindestens zwei Ansichten zu kodieren sind.

Forscher am Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (HHI), haben mit Multiview-Video-Coding (MVC) ein Videoformat mitentwickelt, das 3D-Inhalte deutlich komprimiert. Der Codec soll in Zukunft auch der Datenberge Herr werden, die mit brillenlosen 3D-TV-Ansätzen verbunden sind.

Volle Qualität ohne Datenberg

Schon ein einfaches stereoskopisches Bild hat zwei Ansichten. Bei Multiview-3D sind sogar bis zu 16 Ansichten zu kodieren, was entsprechende Datenberge bedeutet. "Bei HD-Auflösung ist das die Rate für ein entsprechendes 2D-Signal multipliziert mit der Anzahl der Ansichten", betont Thomas Schierl, Wissenschaftler am Fraunhofer HHI, gegenüber pressetext. Um die Datenmenge dennoch in Grenzen zu halten, kommt MVC zum Einsatz. Ähnlich wie das HD-Codec H.264/AVC verspricht das Format eine Kompression ohne Qualitätsverluste.

Im einfachsten Fall werden dabei zwei Ansichten für ein stereoskopisches Bild so zusammengepackt, dass die Filme bis zu 40 Prozent weniger Datenumfang haben. Dieses Verfahren kommt bereits bei Blu-ray-3D-Disks zum Einsatz. "Der nächste Schritt, 3D ins Wohnzimmer zu bringen, soll über Broadcast-Kanäle oder IPTV-Kanäle möglich werden", sagt Schierl. Dafür ist eine effiziente Kompression nötig, die auch zukünftige Entwicklungen unterstützt.

Brillenlos abwärtskompatibel

Ein Beispiel dafür ist die Arbeit an 3D-Geräten, bei denen Seher keine Spezialbrillen mehr benötigen. "Diese Technik wird immer besser. Es ist dabei eher die Generierung des Inhaltes mit vielen Ansichten problematisch", meint Schierl. Denn ein solches System soll jedem Seher ein auf seinen Blickwinkel optimiertes Bild anzeigen. Ein Filmabend mit Freunden wird daher einen massiven Datenstrom bedeuten, sodass die effiziente Kompression noch wichtiger wird.

MVC verspricht zudem auch den Vorteil der Abwärtskompatibilität zu H.264/AVC für ältere Fernseher - wozu aus 3D-Sicht auch Full-HD-Geräte aus dem Jahr 2010 zählen. Mit dem Codec soll es problemlos möglich sein, 3D-Inhalte auf solchen Fernsehern wenigstens zweidimensional anzusehen. "Sollte ein Kunde frustriert sein, weil er nur 2D und nicht 3D sehen kann, wird er sicher trotzdem in die neue Technik investieren", so der Fraunhofer-HHI-Mitarbeiter. Insofern ist die Kompatibilität besonders für Sender interessant, die somit Inhalte nicht separat in 2D und 3D ausstrahlen müssten. (pte)