Im Vorfeld dieses Wettbewerbs diskutiert die COMPUTERWOCHE-Redaktion jedes Jahr darüber, ob und inwieweit eigentlich die Geschäftsführer von ausgelagerten IT-Gesellschaften für den Titel "CIO des Jahres" kandidieren dürfen. Bei Bettina Anders, Geschäftsführungsvorsitzende der Itergo Informationstechnologie GmbH, hat sich diese Frage nicht gestellt. Zum einen betreibt die IT-Tochter der Ergo Versicherungsgruppe kein Drittgeschäft, zum anderen besteht zwischen Itergo und Ergo eine besondere Aufgabenteilung: Anders nimmt viele Aufgaben wahr, die als Domäne des Chief Information Officer gelten. Sie formuliert - wenn auch in Abstimmung mit den Steuerungsausschüssen sowie dem für das Ressort Kundenservice, Betriebsorganisation und IT zuständigen Ergo-Vorstand Torsten Oletzky - die IT-Strategie und die mittel- bis langfristige Planung. "Wir verantworten die langen Wellen, also den Investitionsschutz", fasst sie zusammen.
Erfolgsbausteine
- Zusammenführung der Anwendungslandschaften von Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV und DAS;
- Integration der Krankenversicherer Zürich und Globale;
- Implementierung einer Multi-Plattform-Architektur für den Innendienst;
- Einführung eines Corporate Network;
- gegenüber 2003 um 25 Prozent verringerte IT-Kosten - durch Ausschöpfen von Synergiepotenzialen;
- straffe und durchgängige IT-Governance-Prozesse.
Für das jährliche Projektportfolio hingegen zeichnet der CIO-Bereich in Gestalt von Oletzky verantwortlich. Wie Anders erläutert, ist auf diese Weise die Trennung von Auftraggeber- und Auftragnehmerseite gewährleistet. Das erspart ihr als Chefin des internen IT-Dienstleisters den sonst unvermeidlichen Interessenskonflikt.
Alles auf Anfang
Da stellt sich zwangsläufig die Frage, warum die Ergo ihre IT-Dienstleistungen überhaupt in ein separates Unternehmen ausgelagert hat. Eine der Antworten liegt wohl in der Fusionswelle der Versicherungswirtschaft zu Beginn dieses Jahrzehnts begründet: Der Konzern entstand aus dem Zusammenschluss von Victoria, Hamburg-Mannheimer, DKV und DAS. Anstatt die IT-Abteilungen mit ihren gewachsenen Strukturen in einem schmerzhaft langwierigen Prozess zu integrieren, erschien es einfacher, die IT-Organisation von Grund auf neu und mit einer eigenen Identität zu errichten.
Außerdem verstärkt die Selbständigkeit laut Anders den Zwang zur "Professionalisierung" des IT-Servicebetriebs, auch wenn die Itergo offiziell nicht mit externen Serviceerbringern konkurrieren muss. "Den internen IT-Dienstleistern droht immer das Phänomen der Schlafkuhle", so umschreibt sie das häufig eintretende Erstarren in Routine und Selbstzufriedenheit. Anders hingegen wirkt hellwach - obwohl sie eigenen Angaben vier- bis fünfmal in der Woche schon um halb sechs morgens mit den Walking-Stöcken unterwegs ist.