Mit kuerzerer Messedauer drohen hoehere Eintrittspreise Spaltung der CeBIT findet bei Ausstellern wenig Gegenliebe

27.01.1995

MUENCHEN (hi) - Waehrend zahlreiche Hersteller seit Jahren ueber die zu lange Messedauer klagen und oft die Qualitaet der Besucher bemaengeln, lehnen sie eine Zweiteilung der Messe ab. Nun, da eine Verkuerzung angedacht ist, sind versoehnlichere Toene zu hoeren: Gerade der einzigartige Besuchermix mache den besonderen Reiz der Messe aus.

Offiziell liegt der Deutschen Messe AG erst ein Antrag des Messeausschusses der CeBIT vor. Davon, dass dem Beirat unter Vorbehalt bereits eine Zustimmung in Sachen Messeverkuerzung signalisiert worden sei, ist Gabriele Doerries, Fach- Pressereferentin der Messe AG, nichts bekannt. Mit einer Klaerung der Lage rechnet die Mitarbeiterin erst in der Sitzung des Messeausschusses am 21. Februar. Ulrich Schneider, Geschaeftsfuehrer des Bundesverbandes Buero- und Informations-Systeme (BVB), befuerwortet weiterhin eine Verkuerzung.

Eine Befragung von BVB-Mitgliedsunternehmen habe ergeben, dass viele Firmen von einer verkuerzten CeBIT auf sechs Tage deutliche Einsparungen erwarten.

Bei Novell dagegen glaubt man nicht an finanzielle Vorteile. Vielmehr rechnet das Unternehmen mit einer Umlegung der Fixkosten durch die Messegesellschaft auf die Aussteller. Darueber hinaus blieben die Kosten fuer Standaufbau etc. gleich. Der einzige Vorteil liege im geringeren Stress fuer das Standpersonal.

Ganz andere Sorgen hat die Messe AG. Wenn sich die gleichen Besuchermassen auf weniger Tage verteilten, drohe der endgueltige Zusammenbruch der Verkehrsinfrastruktur in Hannover. Eine Moeglichkeit, ein weiteres Ansteigen der Besucherzahlen zu verhindern, sieht Doerries in einer deutlichen Erhoehung der Eintrittspreise, wie sie zur Zeit erwogen werde. Diese Ueberlegung stoesst auf Kritik in der Branche, da die Vielzahl der Heim- und Hobbyanwender den Reiz der Messe ausmachten.

Eine moegliche Aufspaltung der CeBIT in zwei Messen duerfte kaum durchzusetzen sein. Unisono loben die Unternehmen die gesamtheitliche Konzeption der Veranstaltung, die das Zusammenwachsen der einzelnen Teilbereiche der Informations- und Kommunikationsbranche widerspiegele. BVB-Geschaeftsfuehrer Schneider zufolge wuerde eine "Ausgliederung von Bereichen wie Telekommunikation und Netzwerken diese Entwicklung konterkarieren".

Wie die COMPUTERWOCHE kurz vor Redaktionsschluss erfuhr, planen zahlreiche Hersteller die Gruendung einer Interessengemeinschaft CeBIT, die dann ein Gegengewicht zum Messeausschuss bilden soll.