Verluste statt Gewinne

Mit J.D. Edwards geht es abwärts

10.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Sinkflug des Softwarekonzerns J.D. Edwards setzt sich fort. Im abgeschlossenen dritten Fiskalquartal 2001 (Ende: 31. Juli) haben sich die Umsätze reduziert, zudem fallen statt der prognostizierten Gewinne wieder einmal Verluste an.

Als Grund für das schwache Abschneiden nannte das Unternehmen aus Denver, Colorado, dass sich die Aufträge wichtiger Kunden verschoben hätten. Die Zielgruppe des Softwarehauses stammt vor allem aus dem Bereich des produzierenden Gewerbes in den USA, das stark unter der ökonomischen Flaute leidet. Angesichts der herrschenden Unsicherheit in der Wirtschaft hätten potenzielle Kunden Investitionen in die eigene IT zurückgestellt, um Kosten zu senken, klagte J.D.-Edwards-Chef Ed McVaney.

Der Umsatz im dritten Quartal soll sich nach vorläufigen Zahlen auf rund 200 Millionen Dollar belaufen. Damit handelt es sich um die niedrigsten Einnahmen von J.D. Edwards seit dem ersten Quartal 1998, als der Umsatz 178 Millionen Dollar betragen hatte. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch 261 Millionen Dollar umsetzen können. Laut McVaney verzögerten sich im letzten Quartal Aufträge im Wert von rund 200 Millionen Dollar.

Der voraussichtliche Verlust für die letzten drei Monate liegt abzüglich Sonderaufwendungen bei zehn Cent je Aktie und steht damit im Widerspruch zu den Analystenschätzungen, die von rund vier Cent Gewinn ausgegangen waren. "Die Firma bewegt sich von einer schlechten in eine noch schlechtere Situation", kommentierte der Softwareanalyst Joshua Greenbaum die Entwicklung. Er sei davon jedoch nicht überrascht, denn J.D. Edwards habe bislang noch keine schlüssige Turnaround-Strategie präsentiert.

Düster sieht es auch bei den Verkäufen von Softwarelizenzen aus. Sie belaufen sich auf rund 50 Millionen Dollar im abgeschlossenen Quartal, was einen Rückgang zum Vorjahreszeitraum von 57 Prozent bedeutet. Den Großteil des Geschäfts macht das Unternehmen mit Serviceleistungen. Im Gegensatz zu Rivalen wie SAP und Peoplesoft bietet J.D. Edwards keine Programme für alle vertikalen Märkte an, sondern konzentriert sich auf das produzierende Gewerbe und den Distributionssektor. Beide Branchen haben unter der Wirtschaftsflaute in den USA stark gelitten. Zudem versucht das Unternehmen seit einem Jahr, den Lösungsfokus aus der ERP-Ecke in Richtung Sup-ply-Chain-Management (SCM) zu verlagern.

Nach eigenen Angaben verfügt J.D. Edwards über 200 Millionen Dollar in bar sowie eine nicht ausgeschöpfte Kreditlinie von 100 Millionen Dollar. Die endgültigen Quartalsergebnisse sollen am 22. August vorgestellt werden. Im Mai hatte die Firma acht Prozent der Belegschaft entlassen.