Minicomputer-Leasing birgt Gefahren für Erstanwender:

"Mit Haut und Haaren an ein System gebunden"

13.02.1981

MÜNCHEN - Angelockt durch steigende Installationszahlen beginnen die Leasinganbieter jetzt auch im Minicomputer-Bereich zu akquirieren. Zu den potentiellen Leasingkunden gehören vor allem kleinere und mittlere Unternehmen, die liquide bleiben wollen, um ihr Geld für marktwirksame Investitionen zu reservieren. Nur wenige Mini-Benutzer sind sich indessen bewußt, daß sie sich in einer Einbahnstraße bewegen: Wenn der "Hobel" nicht läuft, gibt es beim Leasing kein Zurück.

" Bei der heutigen Vertriebsstruktur der Minicomputer-Anbieter muß das Geschäft mit dem Verkauf eines Systems gelaufen sein", gibt Gerhardt Burtscher, Manager für Marktplanung und Entwicklung bei Texas Instruments in Freising, unverblümt zu. Da bei der Vermietung oder beim Leasing eines Minis erst die Arbeit beginne, würden die meisten Anbieter von diesen Finanzierungsformen absehen. Allerdings gebe es beim Minicomputer-Leasing inzwischen "Top-Angebote" auf dem Markt wenn es sich um seriöse Leasing-Anbieter handele.

Brutale Vertragsformen

Probleme prophezeit Burtscher indessen Erstanwendern, die eine Anlage geleast haben und nach ein paar Monaten feststellen, daß sie entweder nicht läuft oder die Entscheidung für das Produkt aus anderen Gesichtspunkten falsch war. Mit Leasing habe der Benutzer dann die "brutalste Vertragsform" gewählt, zumal er nicht einmal in der Lage sei, die Maschine zu verkaufen. Von der Abhängigkeit her wäre daher das Mieten eines Minis am risikolosesten, erklärt der TI-Manager. Mit Leasing binde sich der Anwender jedoch "mit Haut und Haaren" an ein System.

Jürgen-Peter Radler von der Universal Computer Leasing GmbH in Wiesbaden sieht im Minicomputer-Leasing einen permanent wachsenden Markt. Allerdings fehle vor allem bei den kleineren Betrieben noch immer das Bewußtsein für diese Finanzierungsform, weil man hier noch immer an Kauf gewöhnt sei. Bei der Entscheidung Kauf oder Leasing spiele häufig eine Rolle, daß Entscheidungspersonen (zum Beispiel Prokuristen) in der Regel nur über einen minimalen Budget-Betrag verfügten.

Hinzu käme, daß sich die Unterzeichnungsbefugnis bei einem Kaufvertrag nur über eine begrenzte Summe verlaufe, erklärt Radler. Da kommerzielle Minicomputer-Systeme einschließlich Peripherie meist mehr als 100 000 Mark kosten, stünden seine Gesprächspartner meist vor der Alternative, entweder den langen Weg durch die Institutionen zu gehen, um eine Kaufgenehmigung zu erhalten oder innerhalb ihres Budget-Rahmens eine Anlage zu leasen. Leasing erweise sich in solchen Fällen somit häufig als eine "Hintertür-Entscheidung". Je mehr ein System vom Kaufpreis her an eine sechsstellige Zahl heranreiche, resümiert Radler, um so höher ist heute die Leasing-Bereitschaft vorhanden.

Unternehmerischer Handlungsspielraum

Die Frage der Finanzierung über Leasing stellt sich nach Ansicht von Ekkehard Schutz, Leiter der Sparte Computer-Leasing bei der Deutschen Leasing AG in Frankfurt, heute in nahezu allen kleineren und mittleren Unternehmen. Hier könne das für den Kauf eines Minis erforderliche Geld eher für marktwirksamere Investitionen eingesetzt werden, womit der unternehmerische Handlungsspielraum erhalten bleibe. Außerdem habe der Erstanwender viel schneller die Möglichkeit festzustellen, welchen effektiven Vorteil ihm ein System von der Kosten-/Nutzen-Seite her bringe: "Für ein kleines Unternehmen ist es einfacher für eine Anlage monatlich über einen längeren Zeitraum 1000 Mark zu zahlen, als cash 100 000 Mark auf den Tisch zu legen" (Schulz). Das Problem der Leasingnehmer bestehe jedoch darin, daß der Mini, wenn er nicht den Anforderungen des Unternehmens entspreche, nicht zurückgegeben werden kann, erläutert der Frankfurter. Ein Leasingvertrag weise im Minicomputer-Bereich die gleichen Verpflichtungen auf wie im Großrechner-Geschäft: Die Laufzeit eines Vertrages sei auf wenigstens vierzig Prozent der Abschreibungsdauer (24 Monate) ausgelegt.

Minicomputer-Leasing ist für Manfred Schmitz (Perkin Elmer GmbH, München) zu einem nicht mehr wegzudenkenden Finanzierungsfaktor geworden. Der Kunde betrachte nicht mehr nur die reinen Beschaffungskosten, sondern orientierte sich verstärkt an den Nutzungskosten. Bei den immer umfangreicher werdenden Systemen sowie der gesamten Palette an Peripherie, Software oder Dienstleistung, liege der Kaufpreis eines Minis bereits häufig über 200 000 Mark. Für kleinere Unternehmen werde Leasing hier folglich immer interessanter.