Rainer Janßen, Münchener Rück

Mit Glanz und "Gloria"

29.11.2006
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

JANSSEN: Unsere Niederlassungen sind von ihrer Größe her sehr unterschiedlich. Hier in München haben wir 3500 Mitarbeiter, in Princeton etwa 1200, die restlichen befinden sich in größeren und kleineren weltweit verstreuten Lokationen. Wir mussten feststellen: Es gibt keinen globalen Partner, mit dem Sie eine Servicebetreuung bei solchen Anforderungen hinbekommen. Außerdem hat jeder große Dienstleister Regionen, in denen er schwach ist. Wir haben deshalb eine rigide Vorgabe, welche Hardware und Software zugelassen ist. Innerhalb dieser Richtlinien können sich die Niederlassungen regional beim Händler oder Dienstleister ihres Vertrauens versorgen. Man braucht einfach lokale Anbieter vor Ort, die einem weiterhelfen. Für die sind unsere Aufträge dann auch so groß, dass sie sie gerne haben wollen und sich dafür anstrengen.

CW: Welche Rolle spielt bei der Münchener Rück Outsourcing?

JANSSEN: Im Infrastrukturbereich und Systembetrieb sind wir mit dem Thema Outasking/Sourcing durch. Da haben wir direkt nach der Itil-Einführung damit begonnen, alles was wir nicht selbst machen müssen - den Sieben-mal-24-Stunden-Betrieb, Desktop-Services, Netz und Hotline - herauszugeben. Wir schreiben diese Bausteine alle drei Jahre neu aus, um sicher zu sein, dass wir marktkonforme Preise bekommen. In der Anwendungsentwicklung beschäftigen wir uns erst seit diesem Jahr intensiver damit. Vor der Einführung von "Gloria" war unsere Anwendungslandschaft zu kleinteilig, um ein größeres Sourcing- oder Offshoring-Konzept zu verfolgen. Wir haben jetzt eine Sourcing-Strategie entwickelt und mit dem Vorstand abgestimmt. Genauer gesagt ist es eine Multisourcing-Strategie. Wir unterscheiden nach zwei Kategorien: Ist die Anwendung Teil unseres Kerngeschäfts, etwa Underwriting, Pricing, Risikoeinschätzung, Naturkatastrophen-Simulation, oder geht es einfach nur um Verwaltung. Letzteres wollen wir so billig wie möglich machen.

CW: Spielen Offshoring und Nearshoring in Ihrem Konzept eine Rolle?

JANSSEN: Wir haben bei der Gloria-Entwicklung damit begonnen, ganze Subpakete komplett nach außen zu geben. Wir arbeiten mit einem deutschen Unternehmen zusammen, das indische Subunternehmer einbindet. So ist für uns als internationale Organisation gesichert, dass wir im Helpdesk sieben mal 24 Stunden erreichbar sind. Im Rahmen der Sourcing-Strategie habe ich mich im letzten Jahr in Indien umgesehen. Eine Arbeitsgruppe von uns fährt im November zu den drei großen indischen Firmen. Wir werden dann entscheiden, mit wem wir mal ein größeres Entwicklungsprojekt machen, um das auszuprobieren. Im Moment sehen wir nicht die gigantischen finanziellen Gewinne in diesem Konzept, weil wir bei unserer Größenordnung nicht die Skaleneffekte haben wie beispielsweise eine Bank. Bei uns sind es in der Regel kleinere Anwendungen, wo spezifisches Business-know-how transferiert werden müsste. Indien ist trotzdem interessant, denn wir sehen bei den Firmen dort eine beeindruckende Ingenieursqualität und große Leistungsbereitschaft.

CW: Noch mal zum Gloria-Projekt: Konnten Sie bei der Entwicklung auf SAP einwirken?