Enterprise Resource Planning

Mit ERP strukturiert zu Industrie 4.0

24.05.2016
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Wolfgang Verheyen ist Senior Director Consulting Services Central & Eastern Europe bei der Epicor Software GmbH.

Zusammenarbeit im Sinne von Industrie 4.0 beschleunigen

Hier wird auch deutlich, dass sich modernes Enterprise Resource Planning auch hinsichtlich der Bedienung verändert hat. Neben vorgefertigten Formularen sind auch Social-Media-ähnliche Collaboration-Plattformen für eine beschleunigte, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit geboten. Ziel ist es dabei, im systematischen Zusammenspiel von Prozessen und Daten das Wissen aus sozialer Vernetzung im Unternehmen effizient zu nutzen und über Enterprise Search darauf zugreifen zu können. Dafür müssen auch unstrukturierte Informationen in das zentrale Datenmanagement eingebunden und in Kontext mit den Unternehmensdaten gesetzt werden.

Informationsflüsse mit Automatismen bewältigen

Ein weiterer wichtiger Punkt, den Unternehmen beachten sollten: Die mit Industrie 4.0 steigenden Informationsflüsse und -quellen müssen im Enterprise-Resource-Planning-System für den Anwender auch zu bewältigen sein. Sind automatisierte Suchabfragen beziehungsweise Business Activity Queries (BAQ) simpel zu erstellen, kann damit jeder ERP-Anwender ohne Hilfe der IT-Abteilung die individuell relevanten Vorgänge im Blick behalten, in Echtzeit nachverfolgen und sich beim Eintreten vordefinierter Ereignisse automatisch benachrichtigen lassen. In direktem Zusammenhang mit BAQ stehen dabei Dashboards, die Informationen anhand von Abfragen visualisieren. Statt endloser Tabellen vereinfachen Dashboards die Sicht auf Zusammenhänge und beschleunigen folglich die Entscheidungsfindung.

Systemgrenzen auch für Anwender überwinden

Je mehr ein ERP-System zur zentralen Schaltstelle übergreifend vernetzter Informations- und Materialflüsse wird, desto wichtiger wird auch der Zugriff über mobile Endgeräte. Hat das Unternehmen seine Hausaufgaben hinsichtlich zentraler Datenhaltung und flexibler, standardisierter Software-Architektur erledigt, ist mobiles ERP lediglich mit der vergleichsweise einfachen "Aufgabe" verbunden, die Informationen wahlweise auf Notebook-, Tablet- oder Smartphone-Screens anzeigen zu können. Mit der Implementierung eines modernen ERP-Systems ist folglich die entscheidende Grundlage für Industrie 4.0 geschaffen. Doch nun gilt es, den Weg zur digitalen Vernetzung von Wertschöpfungsketten auch strukturiert zu gehen - und das hat nicht nur mit Technik zu tun. Auf diese Dinge sollten Unternehmen achten:

  • Leistungskennzahlen: Jedes Unternehmen muss individuell analysieren, in welchen Bereichen eine intelligente Vernetzung den größten Vorteil schafft und wie dies messbar wird. Strukturiert umgesetzt wird jede Investition in die Digitalisierung des Unternehmens zum Teil einer kontinuierlichen Verbesserungsinitiative;

  • Innovationsfähigkeit: Industrie 4.0 bedeutet nicht nur, bestehende Vorgänge zu digitalisieren und damit zu automatisieren und zu beschleunigen. Vielmehr geht es darum, aus erweiterten Services und neuen Geschäftsmodellen zusätzliche Wertschöpfung zu generieren. Dazu brauchen Mitarbeiter jedoch Freiräume, Zeit und Anreizmodelle. Diese muss das Unternehmensmanagement schaffen, kommunizieren und fördern;

  • Zusammenarbeit: Je vernetzter Daten, Prozesse und Maschinen sind, desto enger müssen Teams aus den unterschiedlichsten Disziplinen miteinander kooperieren. Grenzen zwischen Verantwortungsbereichen und Hierarchien verschwimmen, die schnelle Interaktion über Social-Collaboration-Plattformen - integriert im ERP-System - wird unverzichtbar und erfordert die Bereitschaft jedes Einzelnen, nicht nur Wissen sondern auch Erfolg zu teilen;

  • Handlungsfähigkeit: Über ein Enterprise-Resource-Planning-System von der Produktionsmaschine bis hin zum Kunden vernetzt zu sein bedeutet, Zusammenhänge, Abhängigkeiten, Fehler und Optimierungsmöglichkeiten schneller, beziehungsweise überhaupt, erkennen zu können. Vorteile können Unternehmen daraus aber nur ziehen, wenn entsprechende Aktionen abgeleitet und mit der Bereitschaft umgesetzt werden, Entscheidungswege, Rollen und Prozesse immer wieder neu und flexibel zu definieren;

Fazit: Unternehmenskultur muss sich wandeln

Moderne ERP-Lösungen sind die Grundvoraussetzung für die systematische Realisation von Industrie 4.0 mit individueller Geschwindigkeit. Diese gewährleisten die, für eine geräteunabhängige Echtzeit-Vernetzung nötige, leistungsfähige Software-Architektur - modular, standardisiert, offen für Erweiterungen und flexibel in der Prozessführung für Entwicklungsperspektiven in der Zukunft. Allerdings bringt Industrie 4.0 nicht nur technische Herausforderungen mit sich. Die Möglichkeiten der Vernetzung müssen auch in einer veränderten Unternehmenskultur gelebt und mit Sorgfalt entwickelt werden. (fm)