Mit erhobenem Zeigefinger

12.08.1994

Betrifft CW Nr. 29 vom 22. Juli 1994, Seite 16: "Microsofts Projekt-Management: Alte Funktionen in neuer Optik"

Der Artikel laesst entscheidende Aenderungen von MS Project 3.0 zu 4.0 weg beziehungsweise behauptet Aenderungen, wo gar keine sind:

1. Es koennen jetzt auch individuelle Ressourcen so zugeordnet werden, dass bei Zuweisung zusaetzlicher Ressourcen Vorgaenge beschleunigt werden. Dies ermoeglicht eine Einsatzplanung individueller Mitarbeiter. Dies war bei Version 3.0 nur fuer Ressourcen aus einem "Pool" mehrerer gleicher Ressourcen moeglich.

2. Bis zu 80 unabhaengige Projekte (Version 3.0 nur 20) koennen auf den gleichen Ressourcenpool zugreifen und so zusammengefuehrt werden, dass ueber die maximal 80 Projekte hinweg (auch ueber ein Netz) eine Ressourceneinsatzplanung moeglich und praktikabel wird. Die Mehrprojekttechnik mit "Projekte zusammenfuehren" ist ein spezieller Menuepunkt geworden.

Letzteres war zum Beispiel entscheidend fuer eine namhafte Industriefirma, fuer die ich gerade ein Planungssystem mit MS Project 4.0 entwickelte, mit dem fuer die in der Konstruktionsabteilung jeweils 45 bis 80 laufenden Projekte der Einsatz von zirka 120 Mitarbeitern geplant wird.

Richtig erwaehnt der Autor die neuen Moeglichkeiten fuer den Einsatz des Produktes im Netz und den Einsatz von E-Mail.

Warum der Autor jedoch meint, dass fuer den Soll-Ist-Vergleich "in der neuen Version hingegen ein Basisplan vorgesehen (ist)", ist mir schleierhaft.

Er soll mal nachschauen in MS Project, Version 3.0, unter dem Menuepunkt "Option...Als geplant definieren...", und er wird die fast identische Dialog-Box erhalten, die in Version 4.0 "Basisplan speichern" heisst, mit dem identischen Ergebnis, dass die berechneten Anfangs- und Endtermine (und alle dazugehoerigen Angaben, also auch Ressourcen, Arbeit und Kosten) als "geplant", als Basisplan, als Duplikat, gespeichert werden, gegen den die spaeteren tatsaechlichen (oder veraenderten) Werte gestellt werden und so ueberhaupt nur Abweichungen vom Plan berechenbar sind.

Neu ist lediglich, dass bei jedem Speichern einer Projektdatei ein Maennchen mit erhobenem Zeigefinger den Benutzer auffordert, diesen Plan als Basisplan zu speichern. Dies ist einerseits erfreulich, da dem unerfahrenen Projektplaner die Notwendigkeit, den Plan auch als "geplant" gegenueber dem spaeteren Einbruch der Realitaet festzuhalten, nicht nachhaltig genug mitgeteilt werden kann. Es ist aber auch gefaehrlich, da man ja mit dem neuen Speichern des Basisplanes den bisherigen ueberschreibt und so ueber keinen "urspruenglichen" Plan mehr verfuegt. Josef Schwab, EDV- Training/Projektplanung, Berlin, Tel. 030/8 91 35 19