Deutliches Signal an multinationale Großkunden

Mit Equant-Einstieg schockt France Télécom die Konkurrenz im Datenmarkt

24.11.2000
PARIS (CW) - Michel Bon, Chef der France Télécom, feilt weiter am Image eines Global Players. Nach zähen Verhandlungen ist nun der mehrheitliche Einstieg bei Equant - einem internationalen Provider von Datendiensten - unter Dach und Fach.

Eine Sensation war es nicht, als jetzt die Übernahme des niederländischen Datennetzbetreibers Equant durch France Télécom bekannt wurde. Schon seit längerem hielten sich hartnäckig Gerüchte über ein starkes Interesse der Franzosen am holländischen Konkurrenten, die auch nicht verstummten, als beide Parteien immer wieder abwiegelten. Nun ist der Deal perfekt, und France Télécom schwingt sich damit tatsächlich ein Stück mehr zum Global Player auf, wenn auch nur im Geschäft mit der reinen Datenübertragung.

Bon hat Equant für die France-Télécom-Tochter Global One ausgeguckt. Die hatte noch bis vor Jahresfrist als Joint Venture der Franzosen mit dem US-Carrier Sprint sowie der Deutschen Telekom durch Kompetenzgerangel und starke Verluste für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt, mit dem Ergebnis, dass Bon die Amerikaner und Deutschen auszahlte und nun das alleinige Kommando über den globalen Anbieter von TK-Dienstleistungen für multinationale Konzerne führt.

Mit der Übernahme von Equant schafft es Bon nun, den immer noch etwas ramponierten Ruf von Global One deutlich aufzupolieren. Vor allem setzt er aber ein eindeutiges Zeichen in Richtung Großkundengeschäft und die Konkurrenten Worldcom, Concert, Cable & Wireless und Infonet. Zusammengerechnet beträgt der Anteil von France Télécom und Equant am weltweiten Datengeschäft derzeit rund zehn Prozent.

Der Blick richtet sich auf die AutomobilbrancheIm ersten Halbjahr 2000 hätten Global One und Equant gemeinsam 1,3 Milliarden Dollar umgesetzt und einen operativen Verlust von 62 Millionen Euro geschrieben. Das sind durchaus Zahlen, die Wettbewerber beeindrucken könnten. Immerhin adressieren beide Provider zwei Drittel der 100 größten internationalen Konzerne. Dabei ist Equant, das auf dem Netzwerk der Sita Foundation, einem Verbund von Airlinern, basiert, traditionell in der Luftfahrtbranche stark, hat sich unterdessen aber auch im Bankwesen einen Namen gemacht.

Die Chancen stehen nicht schlecht. Marktforscher sagen dem globalen Datengeschäft in den kommenden Jahren ein jährliches Wachstum von 25 Prozent voraus. Im Jahr 2003 soll das Umsatzvolumen 80 Milliarden Dollar erreichen. Die Tochter von France Télécom, die voraussichtlich weiterhin Equant heißen wird, hat daher günstige Aussichten, sich ein gutes Stück von diesem Kuchen zu sichern. Voraussetzung ist jedoch, dass es beiden Unternehmen gelingt, die angestrebten Synergieeffekte auszuschöpfen und auch in anderen Branchen Fuß zu fassen, wobei ein weiterer Schwerpunkt auf die Automobilindustrie gelegt werden soll.

Bon und Equant-Chef Didier Delepine, der das fusionierte Unternehmen leiten wird, versprechen sich im dritten Jahr nach dem Merger jährliche Verbundeffekte von 300 Millionen Euro sowie einmalige Einsparungen von Kapitalkosten in Höhe von 75 Millionen Euro. Den Sonderaufwand von 400 Millionen Euro, der durch die Zusammenlegung der beiden Unternehmen entsteht, wollen sich France Télécom und Equant teilen.

Trotz der guten Prognosen der Marktforscher ist der Zusammenschluss nicht ohne Risiko. Gegenwärtig leidet das Geschäft mit den Daten aufgrund des harten Konkurrenzkampfes unter einem enormen Margenverlust. Der kann nur dann kompensiert werden, wenn die Verschmelzung von Global One und Equant wie am Schnürchen klappt. Vorhaben dieser Art, allerdings in anderer Größenordnung, sind meist gescheitert. Die Börse reagiert jedenfalls skeptisch und bestrafte France Télécom mit einem Abschlag, auch wegen des komplizierten und als zu teuer befundenen Deals.

Mehrheitseigner in fünf JahrenDie Franzosen werden zunächst 300 Millionen Euro in ihre Tochter Global One zur Neukapitalisierung einschießen und das Unternehmen dann an Equant für 80,6 Millionen Equant-Aktien übertragen. Anschließend übernimmt France Télécom dann durch die Übertragung eigener Aktien im Wert von rund 3,5 Milliarden Euro einen Anteil von 34 Prozent an Equant. Außerdem wird Bon 850 Millionen Euro in Equant einfließen lassen, durch die der Konzern zehn Millionen Vorzugsaktien erhält, die nach fünf Jahren in Stammaktien umgewandelt werden. Nach dieser Umwandlung wird der französische Carrier dann mit 54 Prozent Anteil die Mehrheit an Equant halten.