IPOs: DCI Database for Commerce and Industry AG

Mit einer Internet-Datenbank den IuK-Handel revolutionieren

18.02.2000
MÜNCHEN - Voraussichtlich Anfang März wagt sich die DCI Database for Commerce and Industry AG, Starnberg, auf das Börsenparkett des Neuen Markts. Damit will sich der E-Commerce-Spezialist das Kapital für seine ambitionierten Expansionspläne beschaffen. Das hoch gesteckte Ziel lautet: die eigene Internet-Handelsdatenbank zur Nummer eins im europäischen IuK-Business zu machen.Von Beate Kneuse*

Um selbstbewusste Formulierungen ist DCI-Gründer Michael Mohr nicht verlegen, wenn er über sein Unternehmen redet: "Wir helfen dem Internet auf die Sprünge." Und: "Durch unsere Produkte wird der Kunde endlich König." Tatsächlich betreibt DCI im Internet mit dem "Webtradecenter" eine Business-to-Business-Handelsdatenbank, die Einkäufern von IuK-Equipment das Leben erleichtern soll. In der Vergangenheit sahen sich diese einem umständlichen Suchprozedere ausgesetzt, das nicht nur Zeit kostete, sondern auch ein gerüttelt Maß an Eigeninitiative erforderte. Galt es doch, die Kataloge der einzelnen Anbieter zu studieren, sich um Angebote zu bemühen und unterschiedlich strukturierte Offerten miteinander zu vergleichen. Auch das Internet hat hier, wie der DCI-Chef seine Geschäftsphilosophie begründet, trotz zahlreicher Online-Shops keine Abhilfe geschaffen, weil diese "ebenfalls unterschiedlich strukturiert sind".

Genau hier setzt DCIs Webtradecenter an. Es sorgt laut Mohr für eine Vernetzung inkompatibler E-Commerce-Systeme, indem es ein zentrales Zugangsportal schafft und die unterschiedlichen Warenwirtschaftssysteme der Anbieter auf einer einheitlichen Plattform zusammenführt. Damit bringe man nicht nur Übersichtlichkeit in das Beschaffungschaos, sondern reduziere für den Einkäufer auch die Gefahr von "bad deals" und helfe ihm, Zeit und Kosten zu sparen, so der DCI-Chef. Der Einkäufer muß dabei über das Webtradecenter nur einmal seinen Bedarf anmelden. Daraufhin informiert das System automatisch alle an die Datenbank angeschlossenen Anbieter. Die Rückführung aller Angebote mit einem transparenten Preis-, Leistungs- und Verfügbarkeitsvergleich erfolgt zu einem definierten Zeitpunkt entweder per E-Mail oder auf konventionellen Kommunikationswegen wie dem Fax.

Derzeit sind rund 265000 IuK-Produkte, die von knapp 26000 Fachhändlern, rund 2000 Grossisten und an die 2600 Herstellern angeboten werden, in der Datenbank der Starnberger gelistet. Darunter finden sich renommierte Unternehmen wie Actebis, Computer 2000 und Peacock. Zudem sucht DCI eigenen Angaben zufolge fortlaufend nach weiteren Kooperationspartnern. Seit einigen Wochen arbeitet man beispielsweise mit den Online-Auktionshäusern Ricardo.de und Ebay zusammen. Im vergangenen Jahr belief sich das über das Webtradecenter vermittelte Umsatzvolumen auf gut 386 Millionen Mark - Tendenz: steigend. Derzeit, so Mohr, beläuft sich das durchschnittliche Umsatzvolumen pro Monat auf 50 Millionen Mark.

Wie bei den meisten Internet-Firmen üblich, reißen die Geschäftszahlen der DCI GmbH, die Mohr 1993 gründete, den Betrachter noch nicht vom Hocker. Aufgrund hoher Investitionen in Marketing und Personal schrieben die Starnberger rote Zahlen. Der Fehlbetrag belief sich auf 3,39 Millionen Mark. Immerhin kletterte aber der Umsatz 1999 auf 8,26 (1998: 6,58) Millionen Mark. Derzeit lebt man bei DCI aber noch vor allem von Werbeeinnahmen. So steuerte der Bereich Werbe-Medien 5,9 Millionen Mark zu den Einnahmen bei; der Rest entfiel auf die 1999 eingeführten Mitgliederbeiträge der an das Webtradecenter angeschlossenen Firmen sowie auf Serviceleistungen.

Für das laufende Geschäftsjahr hat der selbst ernannte E-Commerce-Pionier alle Signale auf weiteres Wachstum gestellt. Zum einen will man die TK-Branche weiter in die eigene Handelsplattform integrieren, zum anderen schrittweise versuchen, auch andere vertikale Wirtschaftsbereiche, etwa die Büroartikelhersteller, zu gewinnen. Ingesamt ist es das Ziel von DCI-Lenker Mohr, 100 000 Firmenkunden in ganz Europa zu gewinnen. Zudem soll das Dienstleistungsangebot um Value-Added-Services wie Logistik- und Zahlungsvermittlung (Letzteres auf Provisionsbasis) ausgedehnt werden.

Angesichts solcher Expansionspläne ist dringend Kapital vonnöten. Im Herbst vergangenen Jahres wurden deshalb mit der 3i Group und CEA Capital Partners zwei Venture-Capitalisten an Bord geholt. Sie ließen insgesamt 19 Millionen Mark springen und sind derzeit mit 13,63 beziehungsweise 6,6 Prozent an DCI beteiligt. Zusätzliche Mittel beschaffen will sich Mohr, dessen Anteil am Unternehmen im Moment 60,99 Prozent beträgt, über ein Going Public am Neuen Markt Anfang März. Zunächst sollen 30 Prozent der DCI-Anteile in den Handel gehen.

* Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.