Fachjargon und Worthülsen

Diese Floskeln ruinieren Bewerbungen

09.02.2023
Von  und Kolja Kröger
Meridith Levinson ist Autorin unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.
Sind Sie ein ergebnisorientierter Teamplayer mit starken Kommunikationsfähigkeiten, flexibel und belastbar? Dann sollten Sie ihre Bewerbung schnell umschreiben.
Worthülsen vermitteln viel – aber nur selten ein genaues Bild von dem, was wir eigentlich beschreiben wollen. Ein Ratschlag, den auch Jobsuchende in ihren Bewerbungen beherzigen sollten.
Worthülsen vermitteln viel – aber nur selten ein genaues Bild von dem, was wir eigentlich beschreiben wollen. Ein Ratschlag, den auch Jobsuchende in ihren Bewerbungen beherzigen sollten.
Foto: Ground Picture - shutterstock.com

Die folgenden Beispiele kommen von Rob McGovern, dem Gründer der Karriere-Portale Jobfox und CareerBuilder und Autor von Bring Your 'A' Game: The 10 Career Secrets of High Achievers. In vielen Bewerbungsschreiben hat er sieben Floskeln gelesen.

1. "Verantwortlich für …"
Für den Karriere-Experten Rob McGovern ist dies eine der schlimmsten Floskeln – denn sie verschweigt Arbeitgebern die Erfolge, die man mit seiner Verantwortung erreicht hat. In einer schlechten Bewerbung steht, dass man für das Rechenzentrum, das Netzwerk oder die Arbeitsplätze verantwortlich war.

In einer guten heißt es stattdessen: "Ich habe ein modernes Wide-Area-Network aufgebaut, das X Firmen ermöglicht, ihre Bestellungen fünfmal schneller zu verarbeiten. Mit unseren Telekommunikationsanbieter handelte ich neue Verträge aus und senkte so die Kosten um X Euro. Vier Rechenzentren auf ein einziges zu reduzieren, bringt uns pro Jahr X Millionen Euro."

2. "Ich führte ein Team von x Mitarbeitern"
Solche Zahlen sind zwar wichtig, sagen aber wenig über Qualitäten eines Bewerbers in der Personalführung aus. Besser dran ist laut McGovern der Bewerber, der auch die Zahl seiner Neueinstellungen angibt und wie hoch die Fluktuation in seiner Abteilung war. "Arbeitgeber wollen Manager, die gute Leute holen und behalten."

3. Fachjargon des alten Arbeitgebers
Vor allem Bewerber, die von IBM kommen, treiben McGovern mit firmenspezifischem Fachchinesisch in den Wahnsinn. "Sie nutzen Formulierungen, die man nur bei IBM versteht: Mitglied im JTAM Team für die VSC Umstellung. Was zum Geier heißt das?"

4. "Referenzen auf Anfrage"
Dafür hat McGovern nur eine Antwort: "Duh", übersetzbar mit "D‘oh" wie bei Homer Simpson oder einfach "Autsch". Offensichtliches braucht man nicht extra zu erwähnen. Denn welcher Bewerber bekommt eine Stelle, wenn er auf Anfrage keine Referenzen liefern kann?

5. Dinge, die nichts mit dem Job zu tun haben
Spielen Sie mit Begeisterung Golf, engagieren Sie sich in Ihrer Kirchengemeinde? Schön, aber es hat für McGovern nichts in der Bewerbung zu suchen. Für ihn sind solche Angaben reine Platzverschwendung. Lieber sollten Bewerber den Platz nutzen, um ihre Arbeitgeber in spe mit bisherigen Leistungen zu beeindrucken, die für den Job eine Rolle spielen – nicht mit ihrem Handicap.

6. Die neueste Mode: Ein Absatz nur mit Keywords
"Eine schlechte Angewohnheit von Technik-Experten ist, einen ganzen Block mit technischen Schlüsselbegriffen zu füllen", sagt McGovern. Sie spekulieren darauf, dass spezielle Bewerbungsscanner auf eben diese Schlüsselbegriffe aus sind – und Bewerbungen aussortieren, die sie nicht enthalten. Dumm nur, dass diese Programme mittlerweile recht clever sind. Sie erkennen Keyword-Blöcke und ignorieren sie einfach.

7. Sie setzen auf Klischees
Ergebnisorientiert. Ein Blick für's Detail. Teamplayer. Führungskraft mit Visionen. Das sind ein paar der häufigsten Floskeln, die McGovern in Bewerbungen finden. So häufig, dass sie kaum noch etwas aussagen. Auch hier gilt: Bleiben Sie konkret. Füllen sie die Beschreibung mit Leben. Sind sie eine Führungskraft mit Visionen? Oder haben Sie im Qualitätsmanagement den Kurs auf ISO 9000 gesetzt und mit 15 Kollegen eine Mission gestartet, die dieses Ziel erreichen sollte?