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Niko Alms Führerscheinfoto

Mit dem Nudelsieb auf dem Kopf durchs Sommerloch

14.07.2011
Mit einem Nudelsieb auf dem Führerscheinfoto sichert sich ein Österreicher internationale Aufmerksamkeit. Eigentlich will er gegen Kirchenprivilegien protestieren.

Er hat sich für sein Führerscheinfoto ein Nudelsieb auf den Kopf gesetzt - und stopft damit in vielen Medien das Sommerloch. "Natürlich war das eine geplante Aktion", sagt der Österreicher Niko Alm der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag nach seiner ersten Pressekonferenz in Wien. Der 35 Jahre alte PR-Profi und überzeugte Atheist wollte sich mit der Provokation gegen die Privilegien der Kirche wenden und sich für eine Trennung von Religion und Staat einsetzen. Nun hat der Wiener weltweit Aufmerksamkeit.

"Kopfbedeckungen sind nicht erlaubt, Ausnahmen sind aus religiösen Gründen zulässig", heißt es auf der vom österreichischen Innenministerium für Ausweis-Antragsteller empfohlenen Webseite "passbildkriterien.at". Daran nahm Alm Anstoß.

Er setzte sich 2008 ein Nudelsieb für sein neues Führerscheinfoto auf den Kopf und deklarierte sich als Gläubiger der "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters", einer in den USA entstandenen Religionssatire. Er habe sich bewusst nur zu diesem Zweck als "Pastafarian" bezeichnet, davor und danach habe er mit der Glaubensgemeinschaft nichts zu tun gehabt, gibt Alm zu.

"Ich habe erwartet, einen negativen Bescheid zu bekommen", sagt der Wiener. Eigentlich habe er es darauf angelegt, ein Schreiben in die Hände zu bekommen, was ihm die Verwendung dieses Fotos verbietet: "Dann hätte ich wahrscheinlich den Rechtsweg gewählt." Doch Österreichs Behörden ließen sich erst einmal Zeit und schickten Alm wegen des Fotos zum Amtsarzt, der ihn psychologisch untersuchen sollte. "Die Amtsärztin war selbst Atheistin und hat gesagt, sie unterstützt, was ich tue", erzählt Alm.

Im Jahr 2009 stellte ihm die Behörde dann den Führerschein mit Nudelsieb-Foto aus, vergangenen Dienstag holte ihn Alm vom Amt ab. "Ich hätte ja sonst monatelang da Woche für Woche hingehen und nachfragen müssen", sagt er. Außerdem sei es ihm ja auch mehr um die Sache als den Schein gegangen.

Die Bundespolizei bestätigt die Ausstellung des Führerscheins. Nach ihrer Darstellung wurde das Foto aber genehmigt, weil wie vom Gesetz vorgeschrieben das Gesicht klar zu erkennen sei. Damit seien alle Kriterien erfüllt - mit religiösen Gründen habe das nichts zu tun. "Warum musste ich dann zum Amtsarzt", fragt Alm. Kein Beamter habe je mit ihm vernünftig gesprochen.

Der Kirchengegner veröffentlichte seine Geschichte am Dienstag in seinem Blog. Dort entdeckte die österreichische Nachrichtenagentur APA den Fall - und die Medienwelle rollte los. Zahlreiche nationale und internationale Medien wie BBC oder die amerikanische Online-Zeitung "Huffington Post" berichteten über den "Pastafarian" mit Fahrerlaubnis.

Im Internet meldeten sich seitdem zahlreiche Nachahmer, innerhalb weniger Stunden gewann Alm hunderte neue Freunde bei Facebook sowie Follower bei Twitter. An die Spitze einer internationalen Bewegung setzen wolle er sich aber trotz alledem nicht, sagt er. (dpa/tc)