Daimler-Benz-Systemhaus übernimmt europäische Filialen

Mit dem Diebold-Deal will Debis DV-Beratungsdefizite ausgleichen

06.09.1991

STUTTGART (hv) - Die Stuttgarter Daimler-Benz-Enkelin Debis Systemhaus GmbH konnte nur einen Teilerfolg erzielen: Zwar hat das Unternehmen jetzt nach zähem Ringen eine Mehrheitsbeteiligung an sämtlichen europäischen Diebold-Gesellschaften erworben, doch vom ursprünglichen Plan, die gesamte US-Firma zu übernehmen, mußte Debis Abstand nehmen.

Schuld ist die amerikanische Gesetzgebung für Banken: Weil die Deutsche Bank einen Anteil von mehr als 25 Prozent am Daimler-Benz-Konzern hält (28,1 Prozent), dürfen sämtliche Unternehmen, die zum Automobilkonzern gehören - also auch das Systemhaus Debis in den USA keine Beratungsaktivitäten durchführen. Nachdem diese gesetzliche Schranke als unüberwindlich erkannt worden war, mußte sich der Stuttgarter Konzern überlegen, wie das seit langem geplante Geschäft mit Diebold doch noch zum Abschluß kommen konnte.

Einigung wurde jetzt in folgenden Punkten erzielt: Die Anteile der Diebold Deutschland GmbH gehen zu 84 Prozent in Debis-Besitz über.

Weil Diebolds Europageschäft der deutschen Zentrale untergeordnet ist, entspricht dieser Prozentsatz in etwa auch den Debis-Anteilen am gesamten Europa-Geschäft von Diebold. Über die finanziellen Konditionen hüllen sich die Unternehmen in Schweigen.

Die Diebold Deutschland GmbH wird eine unmittelbare Tochtergesellschaft des Debis Systemhauses und agiert in Zukunft als Holding für sämtliche europäischen Diebold-Gesellschaften.

Der Name Diebold bleibt bestehen, und auch in der Geschäftsleitung finden keine Veränderungen statt: Gerhard Adler wird weiterhin den Vorsitz einnehmen. Im Gesellschafterausschuß, der als Aufsichtsrat fungieren soll, wird neben Karl-Heinz Achinger und John Diebold ein noch nicht bekanntes Mitglied sitzen. Hier dürfte Gerhard Adler voraussichtlich keinen Platz einnehmen.

Wie Unternehmenssprecher Hans-Joachim Grobe versichert, bleibt Diebold trotz des neuen Kapitaleigners in seiner Beratungstätigkeit eigenständig". Dies habe Debis dem Unternehmen fest zugesichert. Auch sei weder mit einem Standortwechsel noch mit personellen Konsequenzen zu rechnen. ..

Als Grund für die Übernahme nennt der Diebold-Mitarbeiter das Interesse des Daimler-Benz-Konzerns, Defizite im Beratungsgeschäft auszugleichen. "Debis strebt ein Full-Service-Angebot an, ähnlich wie es Mitbewerber Arthur Andersen bietet". Das heiße aber nicht, daß Diebold künftig nicht mehr zu einer unabhängigen Beratung fähig sei. Allerdings werde man bei der Kundenbetreuung dort, wo es sinnvoll sei, "das Augenmerk auf das Debis-Angebot richten".

Karl-Heinz Achinger, Vorsitzender der Geschäftsführung des Debis Systemhauses, beschwört den Synergie-Effekt: "Die Synergie der Verbindung von Management- und Technologie-Beratung mit unseren vorhandenen Informationstechnologie-Services ist offensichtlich."