Mit dem Data Warehouse gegen Versicherungsbetrüger

28.09.2006
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Vier Ebenen der Auswertung

Die Auswertungen geschehen auf vier Ebenen:

  • Die Verbandsinformatiker ermitteln Routine-Auswertungen in Batch-Läufen und stellen sie den Kassen standardisiert zur Verfügung.

  • Daneben können die Sachbearbeiter des Verbands selbst Standard-Reports erstellen.

  • Dasselbe gilt für die Sachbearbeiter der Mitgliedskassen.

  • Zu guter Letzt lassen sich mit Hilfe von Front-end-Tools freie Auswertungen vornehmen, wozu die Kassen ein jeweils aktuelles Abbild des Datenmodells benötigen.

Die Übermittlung des Datenmodells stellte sich in der Vergangenheit als ein sehr aufwändiger Vorgang dar: Bei jeder Aktualisierung waren zwei- bis dreimal pro Jahr rund 900 CDs zu verschicken. Deshalb entschied der Verband vor etwa vier Jahren bereits, das System Web-fähig zu machen.

Schwierige Tool-Auswahl

Ein wenig abenteuerlich gestaltete sich die Suche nach dem geeigneten Abfragewerkzeug für die Web-Version. Die Wahl war ursprünglich auf "Impromptu" von Cognos gefallen, das der Anbieter aber ziemlich bald durch die Nachfolgelösung "ReportNet" ersetzte. Davon wollte der Verband die Komponenten "Query Studio" und "Report Studio" nutzen. Doch die Performance des Systems ließ zu wünschen übrig. Die Wartezeiten lagen mit vier Sekunden "deutlich" über den Werten der Client-Server-Version, beteuert Wolfgang Peters, ein freiberuflicher Informatiker, der das Projekt von Anfang an begleitet hat. Darüber hinaus hätten sich die mit Impromptu entwickelten Lösungen nicht mit ReportNet vertragen.

Kurzerhand wollte der BKK Bundesverband das Cognos-Produkt hinauswerfen und den Markt neu sondieren. Aber "durch die Hintertür", so Scholz, sei das Werkzeug wieder hineingekommen: Bei der Evaluation habe es besser abgeschnitten als die Konkurrenz, zudem sei der Anbieter dem verärgerten Kunden auch in preislicher Hinsicht entgegen gekommen.

Allerdings drohen schon wieder dunkle Wolken am Horizont. Laut Peters möchte der Verband gern auf "Cognos 8" umsteigen - vor allem, um dessen Analysefunktionen zu nutzen. Aber die jüngste Version der Cognos-Werkzeuge erfordere wiederum einen "immensen" Migrationsaufwand.

Kassen können selbst auswerten

Es gibt einige Mitgliedskassen, die sich bislang noch nicht mit der Web-Lösung anfreunden können. Aber der überwiegende Teil ist bereits umgestiegen. So können sie ihre eigenen Daten selbst auswerten und Benchmark-Untersuchungen gegen die Gesamtheit der Mitglieder fahren. Eins-zu-eins-Vergleiche mit anderen BKKs sind allerdings nicht möglich - aus gutem Grund, wie Scholz erläutert: "Wir möchten unseren Marktanteil insgesamt erweitern, haben aber kein Interesse daran, dass sich die Mitglieder gegenseitig die Versicherten abwerben".