Data Center Infrastructure Management

Mit DCIM das RZ in den Griff bekommen

08.10.2012
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Trends im Bereich DCIM

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Entwicklungen, die sich bei DCIM-Produkten abzeichnen. Einige lassen sich unter dem Oberbegriff "Automatisierung" zusammenfassen. So stellen Produkte wie beispielsweise die von Nlyte Software, CA-Nimsoft oder Emerson Network Power (Trellis) Auto-Discovery- und Auto-Change-Management-Funktionen bereit. Das heißt, die DCIM-Software erkennt automatisch, welche Änderungen im Rechenzentrum vorgenommen wurden und bringt die Datenbank auf den aktuellen Stand. Auch Änderungen an den Konfigurationseinstellungen oder der Hardware von Servern und Netzwerksystemen werden dokumentiert, ohne dass der IT-Fachmann aktiv werden muss.

Ein weiterer Trend: DCIM-Systeme lassen sich vom Smartphone oder Tablet-Rechner aus steuern. Etliche Anbieter haben bereits entsprechende Apps vorgestellt. Unverkennbar ist zudem, dass sich die Hersteller von DCIM-Tools vom Konzept einer "geschlossenen Welt" lösen. Ein Indikator ist, dass immer mehr Web-APIs (Application Programming Interfaces) auf der Bildfläche erscheinen, die eine Vielzahl von Datenformaten unterstützen. Dies erleichtert den Datenaustausch mit anderen IT-Managementanwendungen.

Der Markt für Data Center Infrastructure Management

Die Marktforschungsgesellschaft 451 Research taxierte den weltweiten Umsatz mit Data-Center-Infrastructure-Management-Software im Jahr 2010 auf rund 245 Millionen Dollar. Bis 2015 soll er auf 1,3 Milliarden Dollar steigen. Der Markt ist derzeit durch eine große Zahl von meist kleineren Anbietern geprägt. Laut 451 Research bieten rund 40 Firmen DCIM-Tools an. Der Großteil von ihnen verzeichnet allerdings nur Umsätze von weniger als 10 Millionen Dollar im Jahr.

Aus diesem Grund, so die Fachleute, wird es zu einer Konsolidierung des Markts kommen. Dieser Konzentrationsprozess ist bereits in Gang gekommen. Zwei Beispiele: CA, ein Anbieter von Software für das System-, Anwendungs- und Service-Management hat Nimsoft übernommen; Schneider Electric kaufte im Dezember 2011 die "Energy-Center"-DCIM-Software von Viridity und erweiterte damit seine DCIM-Produktpalette. Weitere Übernahmen von kleineren Anbietern dürfen vor diesem Hintergrund nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Wie viele Unternehmen zum Kreis der DCIM-Anbieter zu zählen sind, ist unter Marktforschern umstritten. Forrester Research und IDC kommen auf 12 bis 14 Firmen, 451 Research listet dagegen 40 Unternehmen auf. Dies ist auf die unterschiedlichen Definitionen von DCIM zurückzuführen. In der Tat ist die Abgrenzung zwischen IT-Systemmanagement, Facility-Management und DCIM in vielen Fällen kaum möglich. Hinzu kommt, dass einige Anbieter von IT-Managementsoftware neue Begriffe wie Data Center Performance Management in die Diskussion werfen und damit zusätzlich Verwirrung stiften.

Eine dritte Entwicklung betrifft die Fähigkeit von DCIM-Systemen, selbstständig zu agieren. Bislang beschränken sich die meisten Tools darauf, bei Auftreten eines Problems eine Alarmmeldung auf dem Dashboard auszugeben, etwa bei Ausfall eines Kühlsystems. Der IT-Fachmann muss dann von Hand die entsprechenden Maßnahmen einleiten: die zuständigen Wartungstechniker informieren und gegebenenfalls Systeme herunterfahren, etwa Server, um eine Überhitzung zu vermeiden.

Solche Aktionen führt ein DCIM-System künftig selbst durch, Stichwort "ereignisgesteuerte Reaktion". Es prüft beispielsweise, welche Server oder Server-Racks durch den Ausfall eines Kühlsystems betroffen sind, ermittelt in Echtzeit die Temperatur im Rack oder in den einzelnen Systemen und führt bei Gefahr einen geordneten Shut-down durch. Damit nicht genug: Die Workloads auf den betreffenden Systemen werden automatisch auf andere Server-Systeme verlagert, bis die Kühlanlagen wieder funktionieren.

Noch sind solche weit gehenden Automatisierungsfunktionen bei DCIM-Lösungen nur in rudimentärer Form anzutreffen. Dennoch ist klar, wohin die Reise gehen wird: DCIM wird einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, den Betrieb im Rechenzentrum zu optimieren und vor allem zu automatisieren. (wh)