Der Status quo: Wenig Übersicht über viel Speicher

Mit Datenspeicher-Monitoring das Rechenzentrum optimieren

20.12.1991

Der Bedarf an Speicherplatz wächst enorm. Die Steigerungsraten für Datenspeicher liegen bei jährlich etwa 30 bis 45 Prozent. Diese Zuwachsraten haben entscheidende technische Innovationen ausgelöst. Die Kapazitäten moderner Systeme bewegen sich inzwischen im TB-Bereich. Nicht mithalten konnte jedoch, so stellt Keith Elliott* fest, das Management derartiger Speichersysteme.

Mit die Transparenz der Datenspeicher-Umgebung ist es im Großrechner-Bereich oft schlecht bestellt. Vor allem der aktuelle Stand kann nur schwer abgefragt werden. Das RZ-Management muß daher die ungeheuren Speicherzuwächse quasi im dunklen verwalten. Die Hauptprobleme liegen im schnellen und einfachen Lokalisieren und Analysieren der Probleme. Auch läßt sich nicht ohne weiteres Bestellen, ob die eingesetzten Standards und Verfahren ausreichen, die Speicherplatz-Probleme zu lösen oder sie von vornherein zu verhindern.

Die Analyse des Direct Access Storage Device (Dasd) stellt sich zur Zeit häufig so dar, als schaue der für das Speicher-Manägement zuständige Spezialist in ein schwarzes Loch. Das liegt dann daran, daß nicht feststellbar ist, wie der Speicherplatz genutzt wird.

Wird der Dasd-Speicherplatz knapp, reagiert der Operator mit Universalmaßnahmen wie der Defragmentierung, Archivierung oder Auslagerung aber auch mit der Komprimierung bestimmter Dateien. Dies geschieht, ohne daß bekannt wäre, wodurch die Probleme verursacht wurden und ob die eingeleiteten Speicherverwaltungsoperationen für den aktuellen Job auch wirklich effizent sind.

Im Grund steht der Anwender dieser Situation hilflos gegenüber. Der größte Teil der eingesetzten Speicherverwaltungssoftware setzt immer noch voraus, daß der Status der Speicherumgebung anhund von Berichten ermittelt wird, deren Erstellung Stunden oder gar Tage in Anspruch nimmt.

Bei dieser Vorgehensweise ist es zum Beispiel erforderlich, Datenträger-Verzeichnisse aufzulisten Summen zu erfassen und die Ergebnisse zu speichern, bevor die Daten auf einem Mainframe-System oder PC verarbeitet werden können. Bis die Auswertungsberichte vorliegen, hat sich die Speicherumgebung längst verändert, und die mühsam erstellten Berichte sind überholt.

Die Berichte selbst sind unhandlich, und der Speicher-Verwalter wird unter Bergen von Endloslisten begraben, die durchzusehen und zu analysieren sind. Außerdem kostet der Vorgang wertvolle Zeit und führt zu Schlußfolgerungen, die auf der Basis veralteter Informationen getroffen werden.

Das Management der Datenspeicherung ist auf eine primär Datenträger-orientierte Sicht eingeschränkt. Dies liegt daran, daß das Datenträgerverzeichnis VTOC auf den IBM-Mainframe-Systemen - die einzige Quelle für genaue Speicherplatzdaten - nur eine Betrachtung von, einzelnen Datenträgern zuläßt. Dagegen sind übergeordnete

Informationen (Speicher-Pools, von bestimmten Abteilungen/ Gruppen genutzter Speicherplatz, Bereiche in einer bestimmten Management-Klasse) nicht ohne weiteres verfügbar.

Die derzeit eingesetzten Verfahren zwingen dazu, mit begrenztem Zugriff auf überholte Daten zu arbeiten. Es besteht bei diesen Methoden keine Möglichkeit, die gesamte Speicherumgebung zu überblicken, sie auf bestimmte Problemkreise hin zu untersuchen oder die Ergebnisse der Speicherverwaltungsfunktionen zu analysieren. Dieser nicht automatisierte Ansatz beeinträchtigt im erheblichen Maße die Fähigkeit und Effizienz der, Verwaltung des Dasd-Zuwachses.

Die rasch wachsenden und sich permanent verändernden Produkte im Dasd-Speicherbereich erfordern effektive Mittel zur Überwachung und Verwaltung von Datenspeichern. Aus diesem Grund haben die meisten Rechenzentren Standards für die Archivierung festgelegt und Regeln aufgestellt, die besagen, welche Datenträger nicht zugewiesen werden dürfen und welche Kriterien für die Freigabe von nicht benutztem Speicherplatz gelten.

Nur wenige Rechenzentren verfügen jedoch über Überwachungstools, die aktuelle Informationen über die Ergebnisse der Durchsetzung dieser Standards liefern. In der Tat gibt es keine Möglichkeit, ohne Einführung eines langwierigen und umständlichen Berichtsprozesses sicherzustellen, daß für das Unternehmen vorgeschriebene Standards beachtet werden.

Die aktuelle Visualisierung der momentanen Speicherumgebung ist von herausragender Bedeutung für das Verständnis und die Verwaltung des explosionsartigen Dasd-Wachstums. Um ein Klischee zu benutzen: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte." Diese Lektion stammt aus der PC-Welt, wo zur Datenanalyse üblicherweise Grafiken eingesetzt werden. Hunderte Seiten nicht mehr aktueller Daten haben keine so wirksame Aussage wie ein klares, präzise definiertes Diagramm oder eine Grafik auf der Grundlage von Informationen, die höchstens einige Sekunden alt sind.

Zur effektiven Überwachung der Speicherumgebung bedarf es nicht nur zusätzlicher Funktionen, sondern auch einer veränderten Einstellung gegenüber der Speicherverwaltung. Die Möglichkeit, die Speicherumgebung online und in Echtzeit zu überwachen, um Veränderungen im System zu verstehen und darauf reagieren zu können, ist entscheidend. Diese Analyse muß Informationen liefern, mit denen Probleme schnell vom RZ-Management eingegrenzt werden können, um sich auf den Einsatz von adäquaten Prozeduren zu konzentrieren und deren Resultate zu überwachen.

Auf diese Weise kann kontinuierlich festgestellt werden, ob sich die gewünschten Ergebnisse in der Speicherverwaltung eingestellt haben. Die effiziente Speicherplatz-Überwachung erfordert heute:

- eine grafische Bildschirmdarstellung des Speichersystems, die einen sofortigen Einblick in die sich ständig verändernden Speicherbedingungen erlaubt, sowie

- die Möglichkeit der Anzeige und Verwaltung von Dateien bis auf die detaillierte Ebene des Datensatzes, aber auch für logische Gruppen (zum Beispiel alle Daten im Zusammenhang mit einer Anwendung), und in den traditionellen Gliederungsstrukturen.

Die Informationen müssen in der gleichen Form bereitgestellt werden, wie die Daten verwaltet werden. Dadurch können die Benutzer sehen, was sie verwalten, und verwalten, was sie sehen. Darüber hinaus muß es dem Speicherverwalter möglich sein, den Monitor zur Festlegung von Regeln und Verfahrensweisen zu benutzen, die das System dann automatisch umsetzt. Auf diese Weise kann die Speicherüberwachung auch ein Baustein für die Realisierung des vom System verwalteten Speichers sein. Er kann die Informationen liefern, auf denen diese Automatisierung basiert. Aus diesem Grund erlangt die Speicherüberwachung eine vollkommen neue Bedeutung. Sie dient nicht nur der Beobachtung des Systems, sondern wird zur Grundlage für die Verwaltung.

Monitoring-Produkte, die eine Art Fenster zur Speicherumgebeung darstellen, sind am Markt erhältlich. Sie liefern online und in Echtzeit Informationen zur Speicherplatz-Nutzung und verwenden diese Daten zur Automatisierung vieler wesentlicher Speicherverwaltungs funktionen. Durch den Einsatz von grafischen Online-Farbbildschirmen wird die Darstellung der Dasd-Speicherplatz-Nutzung ebenso wie der Anzeige von Batch-Reports für die Analyse von Vergangenheitswerten ermöglicht.