Mehr Einsatzfelder für Bildverarbeitung

Mit Computer Associates nimmt Wang die Mainframes ins Visier

25.10.1991

LOWELL/MÜNCHEN (bk) - Mit einer neuerlichen strategischen Allianz machen die Wang Labs von sich reden. Nachdem der malade US-Minimaker Ende Juni als OEM-Partner der IBM Corp. ausgedient hat, will man nun mit Computer Associates (CA) auf dem Gebiet der elektronischen Bild- und Dokumentenverarbeitung zusammenarbeiten.

Nach dem Rückzug der amerikanischen Wang Laboratories Inc. aus der Hardware-Entwicklung im Minicomputer-Sektor scheint die Company aus Lowell nun ihre Kräfte auf andere Gebiete konzentrieren zu wollen.

Im Visier: Bild- und Dokumentenverarbeitung

Das Abkommen mit dem US-Softwareriesen Computer Associates Inc. (CA) sieht einer Pressemeldung der Wang Deutschland GmbH, Neu-Isenburg, zufolge vor, daß CA die elektronische Bild- und Dokumentenverarbeitungssoftware von Wang in ihre Entwicklungsprodukte, Datenbank- und Anwendungslösungen für Großrechner integriert.

Im Auge soll der Software-Anbieter aus Garden City dabei vor allem die beiden Datenbank-Management-Systeme IDMS und Datacom/DB sowie die Applikations-Entwicklungsumgebungen ADS und Ideal haben. Das so erweiterte Produktprogramm will CA außerdem weltweit vertreiben sowie warten. Wang wiederum wird die Hardware in Form von Bildverarbeitungs-Servern - eine Systemplattform soll dabei die RS/6000 darstellen - und Desktops inklusive der Software liefern, die, so verlautet aus Neu-Isenburg, "eng mit der CA-Software verzahnt ist".

Darüber hinaus offeriert das Unternehmen Beratungsdienste auf dem Gebiet der elektronischen Bild- und Dokumentenverarbeitung, auf dem man nach eigenem Bekunden weltweit eine Führungsrolle anstrebt. Das Marktpotiential ist nach Berechnungen von Marktforschungsgesellschaften groß.

Bis 1996 erwartet Diebold für Deutschland ein Marktvolumen von etwa 1,5 Milliarden Mark. IDC prognostiziert dem amerikanischen Markt bis 1995 ein Gesamtvolumen von 5,5 Milliarden Dollar.

Ein finanzielles Engagement von CA bei Wang - wie beim Vertriebsabkommen mit IBM - scheint es hingegen nicht zu geben. Immerhin will Big Blue dem Vertriebspartner aus Lowell als Gegenleistung für die Distribution der RS/6000, PS/2-Systeme und der AS/400 in den kommenden zwei Jahren an die 100 Millionen Dollar zum Schuldenabbau zur Verfügung stellen.

Keine Vereinbarungen außer Lizenzgebühren

Angelika Scheiffele, Marketing-Communication-Managerin von Wang Deutschland, erklärte dazu: "Wang wird zwar aus den von CA vertriebenen Lösungen Lizenzgebühren erhalten.

Andere finanzielle Vereinbarungen wurden aber mit Computer Associates nicht getroffen." Zum einen könnten derartige Abkommen wie mit IBM ohnehin nur geringfügig zum Schuldenabbau beitragen, zum anderen seien sie gar nicht erforderlich: "Die Bankschulden von Wang sind getilgt."

Bei der Allianz mit CA, so die Wang-Sprecherin weiter, handele es sich vielmehr um eine "ganz normale Softwarekooperation auf einem strategisch wichtigen Anwendungsgebiet".

Für Wang ergebe sich dadurch ein zusätzlicher Vertriebsweg, durch den es dem Unternehmen nun möglich sei, Großrechner-Umgebungen um die Bild- und Dokumentenverarbeitung zu erweitern - sowohl hardware- als auch softwaremäßig.