Mit Bienen-Hirnen ins Manöver?

16.12.1988

So frisch und neu die Technik der neuronalen Netze sich immer noch jedem darstellt, der nicht gerade zur alten Gilde der längst eingeweihten Kenner zählt, 90 sehr verblüfft sie immer wieder durch unerwartete Aspekte. Wie etwa den, daß Netze zwar, wie skizziert, automatisch lernen, serviert man ihnen ein gegebenes Problem in einer Gestalt, die sie verarbeiten können; doch daß es oft ausgesprochen schwierig ist, Probleme überhaupt erst in besagte Form zu gießen.

Viele mögen schon wissen, daß die heute erprobten neuronalen Netze eher simple Strukturen darstellen, "Hirne", denen jedes Hirn einer Küchenschabe an

Kompliziertheit um Längen voraus ist. Doch ist der Allgemeinheit auch bewußt, daß laut US-Kriegsministerium bis heute noch niemand weiß, ob man neuronale Netze auch wirklich so weit ausbauen kann, daß sie selbst umfangreiche Aufgaben bewältigen? Denn der Beweis, daß dies möglich sei, stehe bislang immer noch aus.

Und selbst wenn es möglich sein sollte, neuronale Netze etwa für die militärische Aufgabe zu züchten, mitten eines Kampfes aus immensen Mengen einzelner Daten korrekte Empfehlungen für die weitere Taktik abzuleiten; selbst wenn man also Netze bauen könnte, die um Größenordnungen leistungsfähiger wären als die heutigen: Es würden dies noch immer Systeme arg geringer Komplexität sein. Denn schon das Hirn der Biene Maja leistet ja in etwa das gleiche, wenn nicht gar mehr.

Andererseits bieten neuronale Netze aber auch einen wichtigen Vorteil, der gerade bei Systemen höchster - relativer - Kompliziertheit und höchster Komponenten-Zahl von großer Wichtigkeit ist: Fallen Transistoren eines Systems doch um so wahrscheinlicher aus, je mehr von ihnen von der Gesamtstruktur umfaßt werden.

Diese Netze dagegen sind ausgesprochen robust. Fällt nämlich ein Teil ihrer Neuronen und Verbindungen aus, so kommt der Rest immer noch zum Ziel. Wenn auch vielleicht langsamer und mit ein bißchen weniger Akkuratesse. . .

Was wiederum an Menschen erinnert, deren Neuronen ja mit wachsendem Alter zusehends absterben, wurde nur erst ein gewisses Lebensalter überschritten. Und die dennoch recht gut denken können - wenn auch vielleicht von Tag zu Tag langsamer.