Mit Betriebsdatenerfassung die Fertigung überwachen

05.12.1975

Weniger als in anderen Anwendungsbereichen gibt es für die Betriebsdatenerfassung Standardlösungen und Standard-Hardware. Im Zusammenhang mit der Betriebsorganisation und dem "Product Engineering" werden BDE-Systeme von den planenden Ingenieuren nach Bedarf individuell zusammengestellt und individuell konzipiert. Selten nur ist dabei der Kontakt zur kommerziellen EDV so eng, daß von vornherein integrierte Lösungen erarbeitet werden. Vielfach gilt deshalb die BDE als "Blaukittel-Vorfeld" , mit dem die "Weißkittel " nur wenig zu tun haben , wollen.

Selbst wo Betriebsdatenerfassung erfolgt, ist man weit hinter dem Stand des technisch Möglichen zurück. Wo aber einmal angefangen wurde, hat man meistens Blut geleckt, so daß weiterführende Lösungen geplant werden. Vier Anwender berichten:

Gregor Andermann,

Leiter der EDV-Abteilung, Stephan-Werke GmbH & Co., Maschinenbau, Hameln

Betriebsdatenerfassung

In unserem Unternehmen gibt es seit Anfang 1975 eine Offline-Betriebsdatenerfassung, die das etwa zehn Jahre eingesetzte IBM-System 357 seligen Angedenkens abgelöst hat. Heute sind in der Fabrikation elf Kabelmetal Multiplex 80 Erfassungsplätze installiert - unmittelbar neben den Maschinen, Mit diesen Systemen erfassen wir folgende Daten:

- Gleitzeit mit Fehlzeit auf drei Datenstationen,

- Materialbewegung für die Bestandsführung,

- Verstandkommissionen für die Fakturierung,

- innerbetriebliche, Aufträge also reine Fertigungsstunden, sowie als Randgebiete den Fertigungsausschuß, damit sofort neue Fertigungspapiere erstellt werden können.

Insgesamt bringen diese Erfassungsstationen monatlich einen Durchsatz von 100 000 Meldungen, die zentral auf einem freiprogrammierbaren Multiplex-Systetm mit 8 K und Magnetband rund um die Uhr verarbeitet und zur weiteren Auswertung an unseren Großcomputer Siemens 4004 weitergegeben werden.

Der Einsatz dieses Betriebsdatenerfassungssystems hat an der Effizienz unserer Produktion eigentlich nichts geändert - mit dem IBM-System konnten wir ähnlich arbeiten. Mit dem neuen Konzept wollen wir uns eine Ausgangsposition verschaffen, die es uns erlaubt, dem Zuge der Weiterentwicklung zu folgen und Bildschirme anzuschließen. Auch diese intelligenten Terminals sollen im Betrieb stehen. Im Lager wird dann nicht nur die Eingabe-, sondern auch eine umgehende Abfragemöglichkeit realisiert werden. Zudem soll der Betriebsleiter an einem zentralen Platz in der Fertigung über ein System verfügen können, das ihn ständig über den jeweiligen Stand von Aufträgen informiert.

Rudi Werner,

Leiter EDV und Org., Rheinhütte AG, Wiesbaden

Betriebsdatenerfassung

Effiziente Betriebsdatenerfassung ist ein Gebiet, auf dem noch viel zu tun ist. Unsere betrieblichen Daten für die reine Zeitwirtschaft - das bedeutet also Kapazitätsauslastung bei der, Steuerung der, Aufträge und die Abarbeitung der einzelnen Arbeitsgangfolgen - erfassen wir über Terminalgeräte Olivetti RP 60, die in den Fertigungshallen stehen und direkt von den Arbeitern bedient werden. Pro Auftrag gibt es eine Leit-Lochkarte, die in das Terminal bei Arbeitsbeginn eingeschoben und dabei registriert wird. Eingegeben werden dann die individuellen Daten des Arbeitsgangs. Als Ausgabe erhalten wir Lochstreifen, die im Rechenzentrum mit dem IBM-Programm CLASS weiterverarbeitet werden.

Das Paket besteht aus mehreren Programmkomplexen: Verwaltung, Reorganisation, Durchlaufterminierung, aus der die jeweilige Kapazitätsauslastung der Maschinen in einer Art Grafik dargestellt wird, zudem die Feinplanung, deren Ergebnis die Meister an den einzelnen Maschinengruppen informiert. Zudem liefert das System für die tägliche Verarbeitung Alternativvorschläge, falls bestimmte vorgesehene Maschinen bereits überlastet sind.

Das Ergebnis unserer Betriebsdatenerfassung wird einmal wöchentlich mit den Verantwortlichen besprochen. Dadurch ist uns der optimale Einsatz der Maschinen sowie unbedingte Termineinhaltung möglich. Auch geht daraus hervor, ob Maschinen überfordert und eventuell Neuinvestitionen einzuplanen sind.

Wulf Riedell,

Betriebsleiter, Kabel- & Metallwerke, Gutehoffnungshütte AG, Hannover

Betriebsdatenerfassung

Mit der Betriebsdatenerfassung haben wir uns schon im Jahre 1960 beschäftigt. Für die, Lösung dieser Probleme wurde in unserem Hause ein eigenes System entwickelt, das seit Anfang 1970 in größerem Umfang eingesetzt ist.

Heute werden im wesentlichen vier Aufgabengebiete mit BDE bearbeitet: Im Bereich der Fertigung die Anliefer-Erfassung und Fertigungs-Überwachung. Dafür sind insgesamt etwa 30 Eingabestationen installiert, die an einen Multiplexer mit Magnetband angeschlossen sind. Das System verfolgt automatisch sämtliche Fertigprodukte, die unser Werk- verlassen. Im Multiplexer-System gibt es dazu eine autonome Dateiführung mit Direktzugriffsmöglichkeit von der Arbeitsvorbereitung - wir Können also laufend auf einen Fertigungsauftrag zugreifen und abfragen wieviel Einheiten noch gefertigt werden müssen. So werden Termine vorgegeben, verfolgt und kontrolliert. Einmal täglich erfolgt ein Datenaustausch mit dem übergeordneten EDV-System.

Die Trennung zwischen dem Multiplexer und dem Großcomputer wurde so angelegt, daß die übergeordnete Dateiführung im Großrechner erfolgt, während die kurzfristige Bestandsführung sowie vor allem der Zeitraum zwischen dem Beginn der Fertigung eines Produktes und der endgültigen Ablieferung der gesamten Fertigungsmenge vom Multiplexer überwacht wird.

Alle Dateneingabestationen stehen direkt neben den Maschinen im Werksraum und können von jedem Arbeiter bedient werden. Bereits bei der Dateneingabe setzt ein umfangreiches, logisch aufgebautes Kontrollsystem ein, das falsche Eingabe vorzeitig blockiert.

Heute haben wir - gegenüber der vorhergehenden Methode, bei der noch auf Lochkarten erfaßt und diese im Haus hin und her geschickt wurden - einen erheblich schnelleren Informationsfluß, der umgehend der Produktion wieder zugute kommt.

Über den gleichen Multiplexer wird zweitens der gesamte Lagerbestand verwaltet, drittens alle Gleitzeitteilnehmer sowie viertens die Kontokorrent-Buchhaltung erfaßt.

Die zeitmäßige Erfassung und Auswertung erfolgen also ins Betrieb, da wo die Daten benötigt werden, die wertmäßige Verarbeitung geschieht im Großsystem.

Günther Heinz,

EDV-Koordinator, Georg Müller KG, KugelIagerfabrik, Nürnberg

Betriebsdatenerfassung

Eine eigene EDV-Anlage ist für unser Unternehmen nicht so wichtig wie eine umfangreiche Betriebsdatenerfassung: In Werk sind heute 600 Kienzle-Diagrammscheiben-Geräte zur Erfassung alle Vorgänge an den einzelnen Maschinen installiert. Die Scheiben laufen zeitsynchron mit der Uhr und registrieren alle Betriebszustände wie Stillstands- und

Leerlaufzeiten, Art und Dauer von Unterbrechungen sowie die abgeschlossene Fertigungsmenge. Zur Auswertung dieser Daten stehen zwei elektronische Diagrammauswertungsanlagen EDA zur Verfügung. Hierbei entstehen Verfügung.

Lochkarten, die zur weiteren Verarbeitung an ein Service-Rechenzentrum weitergeleitet werden. Schwerpunkte der dortigen Auswertungen sind vor allem Lohnabrechnungen und Nachkalkulation der Maschinenauslastung. Mit den so gewonnenen Informationen können wir dann in die Produktion eingreifen oder beispielsweise feststellen ob die Maschinen richtig eingestellt und funktionstüchtig sind und ob sie noch den betriebstechnischen Anforderungen entsprechen.