Düsseldorfer Rechenzentrum schlägt dem Marktführer ein Schnippchen:

Mit 1600-bpi-Band 6250-bpi-Station ausgetrickst

18.06.1982

DÜSSELDORF (ha) - Zwei cleveren Operatoren eines Düsseldorfer Rechenzentrums gelang es, auf 1600-bpi-Magnetbandstationen erstellte Spooltapes auf 6250-bpi-Stationen vom Typ IBM 3420 auszudrucken. Die damit erwirkte Ersparnis sei enorm, versichern die beiden DV-Profis. Ihr Trick: Mit Hilfe des Utility-Programms "Ditto" umgingen sie die "Kompatibilitätssperre" in den Systemen und beseitigen ihre Engpäße im Druckprozeß.

Das Düsseldorfer Rechenzentrum hatte sich lange Zeit mit der Problematik auseinanderzusetzen, 1600-bpi-Spooltapes über ein Offline-Drucksystem ausdrucken zu müssen.

Dies sei in dem anwendungsintensiven RZ eine Bedingung gewesen, so die Rheinländer, um nicht in die Abhängigkeit des Gesamtsystems zu geraten. Erhebliche Mehrkosten hätten sich vor allem durch den Einsatz teurer Double-Density-Bänder ergeben. Außerdem seien regelmäßig Probleme in der Verfügbarkeit der Peripherie aufgetreten, so daß die RZ-Leute nach einem Ausweg suchten, ihren Ausdruck über andere Bandstationen abzuwickeln als nur über die 1600-bpi-Geräte. Obwohl die IBM darauf bestanden habe, daß es keine Möglichkeit gebe, 1600-bpi-Spooltapes auf 6250-bpi-Systemen zu fahren, sei das DV-Team dann mehr per Zufall auf diese Möglichkeit gestoßen. Nach mehrmaligen Versuchen gelang es schließlich zwei Operatoren mit Hilfe des Utility-Programmes Ditto den "Code" zu knakken.

Die mit dem Verfahren der Düsseldorfer erwirkten Einsparungen stießen beim Marktführer auf taube Ohren. Die Abteilung "Patentwesen" in Böblingen habe eine Eingabe des Rechenzentrums abgewiesen, spekuliert ein leitender RZ-Mitarbeiter, weil sie Einbußen im Geschäft mit den 1600-bpi-Bandstationen befürchtete. Ärgert sich ein RZ-Profi im Nachhinein: "Hätten wir das alles früher gewußt, stünden jetzt nicht drei 1600-Stationen bei uns, sondern nur eine."

Indem die Düsseldorfer die von ihnen entdeckte Methode nach eigenen Angaben bereits mehr als tausendmal angewandt haben, hätten sie nicht nur ihre Engpäße beim Druckprozeß beseitigt, sondern auch

erhebliche Einsparungen zu verzeichnen. Inzwischen sei diese Arbeitsweise auch von anderen Rechenzentren im Raum Düsseldorf erfolgreich erprobt worden. Das Ergebnis sei überall das Gleiche: Die 1600-bpi-Bänder ließen sich problemlos auf den 6250-bpi-Systemen einsetzen. Die beiden "Tüftler" sind überzeugt, daß sich ihr Trick auf allen DOS-Maschinen des Marktführers nachvollziehen lasse. Sie selbst fahren am Rhein mit den IBM-Systemen 370/138 unter DOS/VS und 4341 unter DOS/VSE.