Kommentar/

Mißbrauch im Web

16.08.1996

Nach dem großen Boom der vergangenen Jahre setzt bei vielen Unternehmen Ernüchterung ein. Manche ziehen sich sogar wieder aus dem Web zurück. Ganz anders die Banken. Beim Begriff Online-Banking muß den Topmanagern das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die erste Bewährungsprobe hat diese Auslagerung von Finanzdienstleistungen auf den Kunden bereits im Rahmen von btx, heute T-Online, bestanden.

Online-Banking: "Reklamationen zwecklos"

Das Ergebnis: Die Kunden sind bereit, der Bank die Buchungsarbeit abzunehmen und dafür auch noch zu bezahlen. Ein positiver Nebeneffekt ist, daß man bei zunehmendem Fleiß der Kunden immer mehr teures Personal freisetzen kann, wie es so schön heißt. Das Sahnehäubchen auf dem Online-Kuchen besteht aber darin, daß die Bank mit dem Service auch gleich jede Verantwortung outsourcet. Nicht zu Unrecht argumentieren die Banker, daß sie nicht für eine Transaktion geradestehen können, die der Kunde selbst vorgenommen hat. Schließlich habe man keine Kontrolle darüber, was am Wohnzimmer-PC geschieht. Bei Buchungsfehlern gilt daher künftig der Grundsatz: Reklamation zwecklos.