Trend zu PC-Netzen beeinflußt das Berufsbild

MIS: Alte Denkweisen bergen Zukunftsgefahr

13.12.1991

BOSTON (IDG) - In traditionellem Organisationsdenken verhaftete IS-Manager sollten sich schleunigst umorientieren - zumindest wenn sie auch weiterhin den Entscheidungs- und Gestaltungsprozeß in puncto Informationsverarbeitung beeinflussen wollen.

Vielmehr gilt es, wie auf dem diesjährigen Technologie Management Forum der Forrester Research Inc. deutlich wurde, endlich Abschied zu nehmen von hierarchisch geprägten Strukturen und verstärkt das Augenmerk auf die Integration von PC-Netzen in die eigene Rechnerwelt zu richten.

Experten des US-amerikanischen Marktforschungsinstitutes bekräftigten vor den rund 400 Teilnehmern der Konferenz in Boston den sich ihrer Ansicht nach immer stärker auch auf das klassische Berufsbild des IS-Verantwortlichen auswirkenden Trend zur verteilten DV bei den Anwendern. Zwangsläufig gebe es daher, so die Branchenkenner, für zukunftsorientierte DV-Spezialisten nur eine Konsequenz: Aus und Weiterbildung im Bereich des unternehmensweiten Networking.

Zwar werden, wie die Marktforscher prophezeien, Netzarchitekturen wie IBMs SNA-Welt auch noch in der Jahre 2000 und darüber hinaus eine Rolle im Markt spielen - gleichwohl veränderten sich zunehmend die Hauptkriterien der DV-Landschaft und deshalb auch der Anforderungskatalog für das IS-Management.

Neue WAN-Technologien wie beispielsweise Frame Relay ermöglichen den Anwendern größeren Datenaustausch bei immer geringer werdenden Leitungskapazitäten.

Dies werde, so die Analyse von Forrester Research, in absehbarer Zeit zu einer Überschneidung und Vermischung des Datentransfers innerhalb der SNA- und LAN-Strukturen führen. Hinzu komme, daß immer aufwendigere Netztopologien verstärkt die Integration und Verbindung verschiedener PC-LANs mit zum Teil unterschiedlichen Management-Systemen sowie die Implementierung geeigneter Übertragungsprotokolle erforderten.

Auf die DV-Planer warte daher laut Forrester Research vor allem die Aufgabe, ein an Bedeutung verlierendes zentrales DV-Konzept mit den neuen, zukunftsweisenden Strukturen der Informationsverarbeitung in Einklang zu bringen. Der noch nicht klar definierte Status des "Multi-LAN-Managements" im unternehmensweiten Netz sowie neue mit großer Geschwindigkeit und Kapazität ausgestattete TK-Systeme bedeuten dabei Herausforderung und Chance zugleich für DV-Fachkräfte, die "an einer Erweiterung ihres Horizonts interessiert sind", wie Janet L. Hyland, Forrester-Direktorin für den Bereich Netzwerk-Strategien, den Konferenzteilnehmern ins Gewissen redete.

Jüngst von den US-Marktforschern durchgeführte Untersuchungen hätten, wie in Boston weiter zur Sprache kam, zu dem Ergebnis geführt, daß nahezu 40 Prozent der Kosten, die den Großunternehmen im Zusammenhang mit der PC-Vernetzung entstehen, für das Netz-Management beziehungsweise für die Verbindung der einzelnen, zum Teil heterogenen LANs investiert wird. Gleichzeitig habe sich jedoch der finanzielle Aufwand hinsichtlich der LAN-Connectivity innerhalb des letzten Jahres halbiert.

Angesichts der Tatsache, daß heute bereits gut die Hälfte aller computergestützten Anwendungen auf vernetzten Desktops liefen, sei demzufolge hier in erster Linie das neue Betätigungsfeld für IS-Manager zu suchen. Diese neue Generation im IS-Management müsse sich daher vor allem, wie Forrester-Expertin Mary Modahl vor dem Bostoner Forum ausführte, "durch Flexibilität und Aufgeschlossenheit" auszeichnen.