Die Hannover Messe bestätigt einen Trend:

Minis immer interessanter

25.04.1975

HANNOVER - Ein weitgespanntes Angebot der Minicomputer-Hersteller ist diesmal kommerziellen Anwendern gewidmet.

So führt zum Beispiel Digital Equipment das DECdatasystem 310 (DDS) mit den Anwendungen Baukalkulation, Fakturierung, Finanzbuchhaltung und Speditionsabrechnung vor. Diese Pakete werden allerdings nicht von DEC selbst, sondern von Software-Häusern vertrieben. Das DDS ist ein freiprogrammierbares Computersystem, das auf einem PDP-8-Minicomputer mit 16 K Bytes Kernspeicher basiert und in der Grundkonfiguration zwei Floppy Disks sowie ein Datensichtgerät mit Einsabetastatur und Druckausgabe umfaßt. Mittelpunkt bei Digital Equipment ist die PDP-11/70, das neueste Mitglied der PDP-11-Familie: Dieser "große Mini" wird erstmals auf der Welt gezeigt.

Frank Berger, Vertriebschef für den medizinischen und Laborbereich, freut sich über die Resonanz: "60 Prozent der Besucher stellen gezielte Fragen und kennen DEC schon. Vielleicht machen wir hier zwei 11/70-Abschlüsse".

Von Data General wird der Trend zu den Minis bestätigt. Werbeleiter K. Greifzu: "Das Interesse ist größer geworden und zeigt eindeutig die Entwicklung, kostengünstige Applikationen mit Hilfe von Minicomputern zu realisieren".

Der Markt verlange allerdings, schränkt Greifzu ein, fertige Anwendungspakete, die von den meisten Minicomputer-Herstellern noch nicht angeboten werden. Data General stellt den kürzlich neu angekündigten kommerziellen Rechner Eclipse C/300 aus (siehe Foto rechts oben).

ERA-General Automation zeigt den Bürocomputer T.O.M (Transparent Office Manager), der gezielt für den Einsatz in Betrieben mittlerer Größe entwickelt wurde. Für das ursprünglich fest konfigurierte System gibt es jetzt zusätzliche Peripherie, wie Datensichtstationen mit circa 2000 Zeichen, Zeilendrucker mit bis zu 600 Zeilen/Minute, sowie insgesamt vier Wechselplatteneinheiten mit einer Gesamtkapazität von 40 Millionen Bytes. Für den Benutzer ist sicher von Vorteil, daß Anlagen samt zugehöriger Software heutzutage bereits kurz nach Ankündigung vorgestellt werden: So kann sich der Messebesucher am Rank Xerox-Stand von der Leistungsfähigkeit des Data-Business-Systems (DBS) überzeugen. Das DBS basiert auf dem Prozeßrechner 530 und ist von RX als Konkurrenzsystem zu den kleineren IBM-Anlagen konzipiert. Kommerzielle Minis findet man auch auf den Ständen von Dietz und Wang. Dietz zeigt das Modell 600, und Wang führt Software-Pakete für steuerberatende Berufe, Lebensmittelhandel, Fertigungsindustrie und Arbeitsvorbereitung auf dem Basic-System 2200 vor.

Messepremiere hat der von Hewlett Packard entwickelte Minicomputer HP 21 MX, der einen Hauptspeicher aus den neuen 4 K RAM - Halbleiterspeicher - Moduln besitzt. Darüber hinaus zeigt HP den Universal-Rechner 3000 CX, der nach Hewlett Packard - Angaben eine "vollkommen neue Möglichkeit zur Lösung von Datenverarbeitungsproblemen bietet": direkten Zugriff zur Leitung des Systems über interaktive Terminals.

Eine gewisse Sonderstellung unter den neuen Minicomputern nimmt das Modell 8/32 von Interdata ein.

Dieser Großrechner, der von Interdata als "Megamini" bezeichnet wird, bietet die Möglichkeit der direkten Adressierung von bis zu 1 Megabyte Kernspeicher und mehr Benutzerkomfort, weil kein Zwang zur Segmentierung besteht. Bei Interdata ist man der Meinung, daß dieser 32-Bit-Rechner seinen Markt fiden wird.