GA 1830: Ein gutes Arbeitstier

Minis als Hilfscomputer im Rechenzentrum:

19.09.1975

HAMBURG - Im Rechenzentrum, der Dokumenta-GmbH, Hamburg und Bremen, steht ein "fremdes Pferd" im Stall: ein Minicomputer ERA General Automation GA 18/30. Das RZ arbeitet ansonsten mit IBM. Ein System 1130 ist im Hause installiert, eine 370/135 wird gemeinsam mit einem anderen Unternehmen benutzt. Ein eigenes 370/135 System (320 K Byte/Band/Platte) ist bestellt.

Zufall spielte mit

Vor einem Jahr wurde der GA-Minicomputer (32 K, zwei Bandlaufwerke, zwei Magnetplattenstationen zu je 5 MB) für knapp 14 000 Mark Monatsmiete (einschließlich Wartung) installiert. Die Entscheidung für diese Anlage wurde durch einen Zufall eingeleitet. "Wir wollten eine damals vorhandene 1130 (16 K) für eine Interimszeit möglichst preisgünstig ersetzen. In dieser Situation wurde uns der Mini durch ERA angeboten.

Probleme bei der Bedienung

"Wir haben damit - im Vergleich zur ausgemusterten 1130 - zu gleichen Kosten die doppelte Leistung einkaufen können", erklärt Dokumenta-Geschäftsführer Hans Stender.

Die erforderlichen Dienstprogramme erbrachte der Hersteller. Die Anwendungsprogramme wurden in der Symbol-Programmiersprache SAP geschrieben und für die GA 18/30 compiliert. "Probleme gab's eigentlich nicht", so Stender, "aber im Handling, in der Bedienungsfreundlichkeit des Minis tun wir uns manchmal ein wenig schwer. Das wird allerdings durch das komfortable Betriebssystem wettgemacht".

Nachts besonders fleißig

Der Mini wird ausschließlich im Rahmen der DV-Arbeiten für die RZ-Mandanten mit kommerziellen Anwendungen gefahren, soweit die Speicherkapazität für die Programme ausreicht, anderseits für Anwendungen, bei denen der hohe Datendurchsatz der GA 18/30 voll genutzt werden kann. Typische Aufgaben sind Statistikprogramme, Provisionsabrechnungen, aber auch tagfertige Buchhaltung.

"Ganz allgemein dient uns der Mini als Hilfs-Computer", erklärt der Dokumenta-Chef. "So benutzen wir ihn zum Abarbeiten von nachgeordneten Teil-Jobs aus umfangreichen Produktionsläufen der IBM 370/ 135."

Nachts ist die GA 18/30 besonders fleißig, wenn es darum geht, umfangreiche Listen auszudrucken. "Wir erstellen dann auf der IBM ein Ready Print, auf Band und delegieren dann an den Mini, der über 36 000 Zeilen pro Stunde druckt".

Erfahrungen mit DFÜ

Der Druckknecht ist aber auch dienstbereit bei der Datenaufbereitung, etwa beim Sortieren von Erfassungsdaten aus Kundenbändern auf Bänder für Produktionsabläufe. Zur Zeit wird geprüft, ob der Mini nicht durch eine Online-Verbindung zur 370/1135 ein echter Satellit werden könnte. Das RZ-Dokumenta plant für die Zukunft ein umfangreiches Real-Time-System.

Erste Ansätze und damit Erfahrungen gibt es schon: im Dokumenta-RZ stehen drei DFÜ-Terminals (Olivetti und MDS). Über Wählleitungen empfangen sie Daten aus der Bremer Filiale, aber auch direkt von mehreren RZ-Kunden. "Hier prüfen wir zur Zeit, ob wir auf Standleitungen wechseln sollten, - zumindest aber auf automatische Anwahl", ergänzt Stender.

Wurde das RZ Dokumenta nach einem Jahr Mini-Erfahrung die gleiche Entscheidung noch einmal treffen? "Wenn ich den Einsatz der GA 18/30 als kostengünstige Interimslösung betrachte, dann ja. Stellt sich heraus, daß unser Hilfscomputer im geplanten Real-Time-System ein geeignetes Glied im Computerverbund sein kann, dann auf jeden Fall", stellt Stender fest. Denn das fremde Pferd im Stall hat sich als braves Arbeitstier bewährt." os