Im Dialogbetrieb dem Großrechner überlegen:

Minikomfort schwankt mit der Speicherpotenz

01.02.1980

MÜNCHEN (CW) - Für einen Universalrechner hätte er um die 1,2 Millionen Mark hinblättern müssen. Die Konfiguration mit dem Perkin Elmer 32 Bit-Rechner hat Peter Rosenkranz von Medidata, Privatärztliche Abrechnung in Berlin, rund 470 000 Mark gekostet. Die Ersparnis in der Hardware ist eklatant. Fraglich bleibt nur, ob die geringeren Hardware-Investitionen nicht durch höhere Aufwendungen für die Software und einen geringeren Bedienungskomfort kompensiert werden.

Schwierigkeiten hatte die Medidata Anfang 1978, als sich die zu geringe Kernspeicherkapazität von 128 KB für ihren Batch- und Dialogbetrieb und die nicht ausreichenden Plattenspeicher bemerkbar machten. Betriebssystem und Systemsoftware erforderten mehr Kapazität als erwartet. Zwar arbeitete Rosenkranz eigenen Angaben zufolge mit einem kooperationsbereiten Hersteller zusammen, doch fehlte damals im Programm der Perkin Elmer noch das Modul zur interaktiven Programmierung. Ihre Cobol-Programme schrieb die Medidata selbst, was sie erheblich in Verzug geraten ließ. Den Zugriff der Online-Geräte beurteilt er positiv. "Wegen der Prozeßrechner-Herkunft der Minis arbeiten die vier Sichtgeräte zur Erfassung von Massendaten ohne spürbare Responsezeiten."

Heute hat Rosenkranz an Isam (vormals von Interdata vertrieben) nichts mehr auszusetzen, doch wünscht er sich eine verbesserte Datenbanksoftware. Der Cobol-Compiler könnte seiner Meinung nach erheblich besser sein, die beiden Fortran-Compiler IV und VII seien hervorragend. Bei den V.24-Schnittstellen mit 9600 Baud ist bei seiner Anwendung die Grenze der Übertragungsleistung erreicht. Mit dem Anschluß von Geräten anderer Hersteller habe es nie Probleme gegeben.

Im Dialog überlegen

Laszlo Tarnai vom Münchner Softwarehaus R + S, der kürzlich einen Kooperationsvertrag mit Prime einging, hebt ebenfalls die überlegenen Dialogeigenschaften der Minis hervor. Der Käufer müsse sich jedoch überlegen, ob das Betriebssystem auch für den kommerziellen Bereich anwenderfreundlich gestaltet sei, um Programmierung und Tests leicht durchzufahren. Weil Prime die Hardware um ein aus dem Time-Sharing hervorgegangenes Betriebssystem herumgebaut habe, fiele der Dialog um so günstiger aus, je mehr Bildschirme angeschlossen seien.

Probleme bis 64 K

Wesentlich zurückhaltender äußert sich Christian Barczewski von der Büro Computer Consulting (BCC), Essen, der mit Minis von IBM und Texas Instruments arbeitet, über den Kleinrechner als Alternative zum Universalcomputer. Zwar sei das Mehr an Komfort beim Dialog-Betrieb nicht zu leugnen und dem Verhalten von Anlagen der mittleren Datentechnik, die auf den Stapelbetrieb ausgelegt seien, überlegen: Abstriche am Komfort müßten aber dann gemacht werden, wenn Batch- und Dialoganwendungen gleichzeitig liefen oder die Benutzer auf unterschiedliche Programme zugreifen wollten. Hier böte sich nur in der aufwendigen Trenn- und Overlay-Technik ein Ausweg. Multi-Tasking schließe sich von der Kernspeicherkapazität her weitgehend aus. Seines Wissens nach sei die gleichzeitige Anwendung unterschiedlicher Programme noch nicht in der Praxis demonstriert.

Von "Datenbank"-Software spreche man wegen der häufig recht kleinen externen Floppy-Speicher besser nicht. Das Wort Dateienverwaltung sei eher angebracht. Cobol und Fortran werden als Runtime-Version angeboten, die Basic Interpreter seien nicht genormt. Zwar könne man vier bis sechs Datenstationen an die Rechner bis 64 K anschließen, doch hält Barzcewski die Verarbeitung mit sechs Anschlüssen wegen möglicher Engpässe bei den Floppies für wenig sinnvoll. Emulationsprogramme im kommerziellen Bereich sind ihm nicht bekannt.

Faktor zehn macht sich bemerkbar

Doch Mini und Mini ist ein Unterschied - zwischen Barczewski und Medidata um den Faktor zehn im Kernspeicher. "Nach den bisherigen Erfahrungen" - und Rosenkranz blickt immerhin auf eineinhalb Pionier-Jahre Simultan-Dialog mit Online-Datenerfasung zurück, "würden wir für einen optimalen Betrieb mit unseren Aufgabenstellungen wieder einen Perkin Elmer 32-Bit-Rechner mit einer Zentraleinheit von mindestens 512 KB oder sogar 768 KB und zwei großen Plattenlaufwerken je 40 bis 80 MB mit möglichst schnellen Zugriffszeiten wählen."