Für Skifahren im Hochgebirge reicht der Hubschrauber nicht aus:

Minicomputer bucht "on the Rock(y)s"

20.11.1981

Die bunten Informationsbroschüren der "Canadian Mountain Holidays" pflegen vorwiegend Anti-Werbung: Man weist auf völlig unerschlossenes Gelände hin, informiert über Beinbrüche, nennt Zahlen aus der Unfallstatistik, rät dringend zu einer Luftrettungsversicherung. Kaum beruhigend klingen die angegebenen Sprengungen zur Schneestabilisierung und Lawinenabwehr.

Sicherlich ist Heli-Skiing, wie sich das Abfahrtsabenteuer in den Rocky Mountains nennt, nur etwas für sportliche Übernormalverbraucher mit einem Hang zum Risiko. Sicher bei der ganzen Angelegenheit sind eigentlich nur Platzbuchung, Urlaubs-Programmauswahl sowie alle kaufmännischen Arbeiten der Canadian Mountain Holidays". Diese Arbeiten laufen über einen Minicomputer.

Hans Gmoser, Chef dieses Reiseveranstalters, kam Anfang der fünfziger Jahre aus Österreich nach Alberta. Sein erster Job: Holzfäller in Edmonton; danach arbeitete er als Elektriker in Calgary. Hier verbrachte Gmoser seine Freizeit mit Skiwanderungen in die nahegelegenen Rockies. Und schon bald begann er Skitouren zu organisieren. Damit war auch schon der Grundstein für die Canadian Mountain Holidays gelegt.

In den letzten Jahren stiegen Umsätze und Gästezahlen um knapp einhundert Prozent. Das führte bei den Platzbuchungen fast zu einem Chaos und zu nicht mehr vertretbaren Kosten. Vier Mitarbeiter waren ausschließlich mit den Platzbuchungen beschäftigt. Durch die manuellen Buchungen und den damit verbundenen Papierkrieg wurden Fehler gemacht, doppelte Buchungen verärgerten viele Kunden. Man suchte deshalb nach Lösungen, das Rechnungswesen besser in den Griff zu bekommen.

Eine Verstärkung der bestehenden Geschäftsbeziehungen zu einem öffentlichen Rechenzentrum bei dem man periodisch Berichte über die finanzielle Lage erstellen ließ, schied von vornherein als zu teuer und zeitaufwendig aus. Gmoser und sein Computer-Manager, Richard Veronneau, entschlossen sich zur Anschaffung eines Minicomputers, der zusammen mit dem Abrechnungspaket von einem Systemhaus geliefert wurde.

Die Grundkonfiguration: Hauptspeicherkapazität 192 K, Plattenkapazität 10 MB, eine Floppy-Disk-Station, zwei Bildschirmstationen und ein Belegdrucker für die Bildschirmstationen.

Erfolge waren auf dem Platzbuchungssektor zu verzeichnen. Mit dem Computer wird jetzt von nur vier Mitarbeitern ein weit größerer Arbeitsanfall während der normalen Arbeitszeit bewältigt. Dazu verfügen diese Mitarbeiter über weit schnellere, genauere und aktuellere Informationen. Da die Mitarbeiter jetzt nicht mehr umständlich und zeitraubend in Karteien blättern müssen, haben sie mehr Zeit, alternative Vorschläge zu erarbeiten und anzubieten, wenn bestimmte Zeiten oder Orte bereits ausgebucht sind.

Über das erweiterte Betriebssystem berichtet Veronneau Positives. "Wir können zum Beispiel Bestätigungen, Rechnungen und Statusberichte erstellen, ohne dadurch die Platzbuchungsterminals zu blockieren. Diese Arbeiten und andere Stapeljobs laufen dann im Hintergrund, ohne die Platzbuchung zu stören."

Als weitere Anwendung sind Wirtschaftlichkeitsmodelle vorgesehen, um dem Management ein Planungsinstrument in die Hand zu geben. So möchte man zum Beispiel die Kosten des Hubschraubereinsatzes besser in den Griff bekommen, und zwar auf der Grundlage der Flugstrecken, der Anzahl der Passagiere und der Treibstoffkosten. Dieselben Modelle lassen sich auch für alle anderen Aktivitäten verwenden.

Eine der ausgefallensten Anwendungen dürfte der Versuch sein, die Wahrscheinlichkeit abgehender Lawinen vorauszusagen. Gestützt auf statistische Daten wie Schneefall, Lage und andere variable Größen soll das Programm das Hochgebirgs-Lawinenrisiko mindern.