Mini-Verbund als Großrechner-Ersatz CW-Bericht, D. Eckbauer

03.09.1976

AMSTERDAM - Kurz vor der Übergabe steht nach zweijähriger Erprobung ein als Großrechner-Ersatz konzipiertes Minicomputer-Verbundsystem, das von dem OEM-Haus Infonet B.V., Amsterdam, im Auftrag des holländischen Innenministeriums entwickelt wurde. Über das "Infonetwork" so heißt das System - sollen Datenbank-Anwendungen im Bereich "Einwohnerstatistik" abgewickelt werden. Für derartige Aufgaben werden heute üblicherweise Universal-Rechner eingesetzt.

Anders beim Infonetwork: Das direkt gekoppelte Netzwerk (Close-Coupled Network) besteht aus sechs Minicomputern vom Typ PDP 11/45 von Digital Equipment (Grafik) - nach Infonet-Angaben eine Europa-Premiere. "Bei dem von uns entwickelten Netzwerk-Konzept ist jeder Rechner autonom und gleichberechtigt gegenüber seinen Netznachbarn", erläutert C. Caffa, Leiter Programmierung und Systemanalyse bei Infonet. Im Gegensatz zu hierarchisch aufgebauten Netzwerken, an deren Spitze ein Großrechner steht, oder Ring-Netzen gäbe es keine Trennung in Knoten- und Terminalrechner (Master-Slave-Verhältnis): "Das residente Betriebssystem (Monitor) läuft auf jedem der DEC-Rechner zusammen mit den Anwenderprogramrnen", erklärt Caffa.

Jeweils zwei Minis werden für Datenfernverarbeitung, Datenverarbeitung sowie Datenbank-Management eingesetzt: "Fällt ein Rechner aus, werden seine Funktionen von seinem Zwilling übernommen" (Caffa). Das Infonetwork läuft unter dem Betriebssystem NOS (Network Operating System), einer Eigenproduktion der Amsterdamer, in der nach Angaben des Systemleiters zehn Mannjahre stecken.

Für das Mini-Netz, das nach DEC-Angaben ohne weiteres übertragbar ist, gibt es keine Standardkonfiguration. "Infonetwork" mit sechs Minis, ebenso vielen Platteneinheiten, Terminals sowie herkömmlicher Peripherie (Bänder, Drucker, Kartenleser) kostet etwa zwei Millionen Mark. Für ein "General Purpose System" vergleichbarer Ausstattung müßten gut fünf Millionen Mark aufgewendet werden, behauptet Caffa: "Kosten sparen ist eine Frage des Know-hows."