Perkin-Elmer faßt in der Versicherungs-DV Fuß:

Mini-Quartett schlägt Mainframe aus dem Feld

07.08.1981

Mit "Känguruhsprüngen" - die Geschichte spielt in Australien - schicken sich Mini-Anbieter Perkin-Elmer sowie ein neuseeländisch/australisches Softwarehaus an, IBM auf dem bislang vom Marktführer dominierten Gebiet der Versicherungs-DV-Systeme den Rang abzulaufen. Eine Story, die nicht zuletzt auch für Big Blue selber recht lehrreich gewesen sein dürfte.

Was ist passiert? AMP, eine der großen australischen Versicherungsgesellschaften, orderte vergangenen Herbst für rund drei Millionen Dollar ein Quartett von vier Perkin-Elmer-3240-"Superminis" samt zugehöriger Software-Ausstattung "Polisy". "Polisy" ist das Kind des Softwarehauses "Inscom Pty Ltd.". Inzwischen haben auch noch eine Reihe weiterer Unternehmen am 3240-"Polisy"-Paket Geschmack gefunden, beispielsweise ein Versicherungsunternehmen in Malaysia oder auch - gleichfalls in Australien - die "Swiss General Insurance". Polisy ist außerdem bei der New Zealand Insurance, bei deren Filiale in Hongkong sowie den Filialen in Großbritannien installiert, ferner bei der FBD Insurance Company, Irland.

Der AMP-Schwenk zur Minicomputer-Lösung dürfte nicht nur australischen IBM-Managern gleich aus zwei Gründen gegen den Strich gehen: Erstens dominierte IBM bislang sowohl in den USA als auch in Australien praktisch unangefochten den Markt der Systeme für Feuer- und allgemeine Versicherungen und zweitens - ja, zweitens: Zweitens bat Inscom erst zwei Jahre vor dem AMP-Deal ausgerechnet die australische IBM-Filiale um Vorschläge für eine zu ihrem Polisy-Konzept passende Hardware samt System-Software, erlitt jedoch, wie Inscom den Mini-Markt zuvor sorgsam durchgemustert hatte. Am 3240 gefiel dem Quartett, so kann man hören, ganz besonders der ausgeklügelte Transaction Controller (ITC), ferner das Online-Cobol, das "benutzerfreundliche Betriebssystem" und die "Total"-Datenbank. Modularität heißt bei "Polisy" übrigens nicht zuletzt man kann das System wahlweise auch das CW-Schwesterblatt "Australasian Computerworld" berichtete, eine Abfuhr, Polisy wurde von IBM einfach für unrealisierbar erklärt, erfuhren die australischen Computerworld-Reporter.

Das für chancenlos gehaltene System entwickelte sich indes auch ohne IBM-Unterstützung in der nächsten Zeit so ordentlich, daß alsbald die neuseeländische "Idaps Computer Science New Zealand Ltd." die lnscom-Mannschaft übernahm. Auch darin steckt eine bittere Pille für das Management von IBM-Australien: Denn ausgerechnet "Idaps" heißt auch ein australisches Softwarehaus, das bislang vor allem Versicherungscomputerei betrieb und zudem gerade die Umstellung eines aus den USA stammenden Software-Pakets auf australische Verhältnisse in Arbeit hatte. Auch hatte Idaps-Australien vor zehn Jahren das Versicherungs-Batch-System GIS (General Insurance System) entwickelt, jenes 1971 dann freigegebene Paket, auf das IBM seither die einschlägigen australischen Versicherer einzuschwören wußte.

So wetteiferte fortan Idaps mit Idaps um den begehrten AMP-Auftrag, wobei Idaps-Australien dem Gespann Idaps/Inscom seine auf Australien umgestrickte Version des US-Systems PMS (Policy Management System) entgegenstellte. PMS arbeitet mit Online-Zugriff und Batch-Update und verschlang allein für die "Einbürgerung" im Land der Aussies stolze 700 000 Dollar.

Schon im Verlauf des letzten Jahres wurde zunehmend deutlicher, daß die Mainframe-orientierte Lösung PMS gegenüber dem vollständig modular aufgebauten, interaktiven "Polisy" mit Realtime-Updating mehr und mehr an Boden verlor. "Polisy" ist übrigens von Anfang an auf PE-Minis entwickelt worden (für die Palmdale-Versicherung); nachdem das vierköpfige "Polisy"-Entwicklungs-Team von nur zum Teil implementieren, also nicht allein mit relativ kostengünstigen Minicomputern arbeiten, sondern auch softwareseitig die Kosten noch sinnvoll eingrenzen (siehe auch Kasten).