Salubra-Tapetenwerk:

Mini im kommerziellen Einsatz

31.01.1975

GRENZACH - Sieben Jahre lang leistete eine IBM 360/20 im Tapetenwerk Salubra gute Dienste,- jetzt muß sie einem Minirechner DDS S50 der Digital Equipment weichen. Dipl.-Chem. P. Brodbek, Leiter des Programmierteams in Grenzach:" Wir hatten zwei Möglichkeiten. Entweder wir machen die gleiche Arbeit wie vorher mit neuen technologischen Methoden zu niedrigeren Kosten oder aber wir wollen für die gleichen Kosten mehr Leistung. Wir haben uns für den zweiten Weg entschieden."

Installiert wurde der DEC-Rechner im Oktober 74.

Erste kommerzielle Anwendung für DEC

Der Einsatz bei der Firma Salubra ist die erste kommerzielle Anwendung der Digital Equipment in Deutschland. Derzeitige Konfiguration: eine Zentraleinheit mit 128 KB, eine Festkopfplatte mit 512 KB, zwei Wechselplatten RP 03 mit je 50 MB, ein Magnetband TM 11 mit 800 BPI, ein Kartenleser CR 11 mit einer Kapazität von 300 Karten/Min., zwei Drucker zu je 200 Zeilen/Min. Drei der insgesamt acht Bildschirmterminals und ein Matrixdrucker stehen im Werk Basel, von dort aus wird das gesamte Exportgeschäft, das sind 50 bis 60 Prozent der Gesamt-Produktion, erledigt. Das ganze System läuft mit dem kommerziellen Timesharing-Betriebssystem CTS/E.

Neue Philosophie

Für die Neuprogrammierung benötigte das Brodbek-Team circa 25 Mann-Monate: "Wir sind dabei, eine vollkommen neue Philosophie zu entwickeln. Die Programme für die 360 können wir nicht mehr brauchen". Laut Brodbek war die Einarbeitung und Programmierung in Basic-Plus für seine Mannschaft unproblematisch.

Bildschirmkommunikation

Ein Großteil der geplanten Anwendungen ist heute bereits realisiert: Anfragen und Auftragserfassung werden im Dialog mit der Bildschirmführung abgewickelt. Die Auftragsabwicklung wird schubweise durchgeführt. Ungelöschte Rekords werden am Ende jedes Monats als Überhänge ausgewiesen. Drei- bis fünfmal täglich werden im Batch-Lauf Abgänge aus dem Lager verbucht. Gerade für das Baseler Werk ist es wichtig, daß die für den Export bestimmten Artikel spätestens um 9.00 Uhr morgens aus dem Lager kommen, - die Ausfuhrbestimmungen sehen vor, daß diese Lieferungen täglich bis spätestens 12.00 Uhr die Grenze passiert haben müssen.

Sogar ein kleines "MIS"

Als großen Vorteil für das Management der SalubraWerke bezeichnet Brodbek die Datenbank-Software, die - von ihm selber modifiziert - bidirektionale und lineare Verknüpfungen ermöglicht. So können Informationen über die gesamte Verkaufsabwicklung in Form von Statistiken erstellt werden. Die Antwortzeiten bei Abfragen am Bildschirm betragen je nach Auslastung des Systems zwischen zwei und fünf Sekunden - bei Spitzenbelastung bis zu sieben Sekunden.

Bei der Lagerbewirtschaftung werden der optimale Lagerumschlag, Verkaufstrends, sowie die kleinstmögliche Lagergröße errechnet. Die große Transparenz innerhalb der Lagerverwaltung garantiert ständige Lieferbereitschaft für Kleinbestellungen. Auch soll die Anzahl der Ladenhüter möglichst gering gehalten und eine rationelle Fertigung durch optimale Losgrößen erreicht werden.

Bald komplett

Folgende Anwendungen sollen noch übernommen werden:

Kreditoren, Kostenstellenabrechnung, kurzfristige Erfolgsrechnung, Nachkalkulation und Rohmaterialbewirtschaftung. Für die ebenfalls geplante Lohn- und Gehaltsabrechnung wird allerdings ein Kernspeicherausbau erforderlich sein.