Gold gegen Sprengstoff

Mini-Detektor macht Bombenspürhunde überflüssig

19.08.2008
Von pte pte
Wissenschaftler haben einen Sensor entwickelt, der Sprengstoffe riechen kann. Das Gerät ist klein und billig, was es zu einer Alternative zu Spürhunden macht.

Chemiker der Universität Bonn und des Max Planck Instituts für Polymerforschung in Mainz haben einen Detektor entwickelt, der schon bei kleinsten Mengen des Sprengstoffs TATP (Triaceton-Triperoxid) Alarm schlägt. "Das Gerät könnte irgendwann Sprengstoffhunde ablösen", ist sich Thorsten Schaefer, Patent- und Lizenzmanager beim Technologie-Büro PROvendis, im pressetext-Gespräch sicher. Das Besondere am neu entwickelten Gerät ist aber nicht nur seine Größe, sondern auch seine Kosten. "Das Riechzentrum des Geräts ist nur wenig größer als eine Euro-Münze, und die Gesamtmaterialkosten betragen nicht einmal 1.000 Euro", erläutert Schaefer.

Herzstück dieses Riechzentrums sind drei kleine Goldplättchen, die jeweils mit einer hauchdünnen "Leimschicht" benetzt sind. An diesen Schichten bleiben TATP-Spuren aus der Luft haften. Die Goldplättchen werden dadurch etwas schwerer. Diese Gewichtsveränderung kann man messen. "Dazu versetzen wir die Goldplättchen mit kleinen Quarzen in Schwingung", erklärt Professor Siegfried Waldvogel von der Uni Bonn. "Bleiben TATP-Moleküle an den Plättchen kleben, werden diese durch das höhere Gewicht ein wenig träger - ihre Resonanzfrequenz nimmt ab, was messbar ist." Auf einem Display wird beim Benutzer dann mithilfe von drei Lampen angezeigt, ob sich im untersuchten Gebiet TATP befindet. "Somit kann auch ein Laie das Gerät bedienen und im Falle einer Positivmeldung Sprengstoffexperten herbeibitten", erklärt Schaefer.

Jedoch hat der "Sprengstoffschnüffler" ähnlich wie Bombenspürhunde nur eine sehr begrenzte Reichweite. "Sicher kann man nicht auf hunderte Meter Entfernung Sprengfallen aufspüren", erläutert Schaefer auf Nachfrage. Denn für eine sichere Bestimmung, ob sich TATP-Sprengstoff in der Nähe befindet, muss sich eine größere Anzahl an Molekülen auf den Goldplättchen absetzen. Von daher sehen die Forscher auch eher abgeschlossene Räume, Gepäck- oder Personenkontrollen als primäres Einsatzgebiet. "Doch im Gegensatz zu Bombenspürhunden, die auch all dies leisten könnten, können wir mit diesem System auch schlecht zugängliche Container oder verstellte Räume kontrollieren", fügt Schaefer hinzu.

Noch habe das Gerät nicht die Marktreife erreicht - doch man hoffe aufgrund der aktuellen weltpolitischen Situation schon bald Unternehmen zu finden, die sich für eine Weiterentwicklung des Projektes interessieren. "Denn TATP lässt sich aus haushaltsüblichen Chemikalien herstellen und ist von daher sehr beliebt bei Terroristen", sagen die Forscher. So kam TATP - das eine ähnliche Sprengkraft wie TNT aufweist - bei den Terroranschlägen in Madrid 2004 und in London ein Jahr später zum Einsatz. (pte)