Offenes Betriebssystem für das Internet of Things

MindSphere soll Industrie-Unternehmen den Einstieg in IoT-Technologien erleichtern

07.09.2017
Anzeige  Ohne Zweifel wird die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit entscheidend von der erfolgreichen Umsetzung der Digitalen Transformation abhängen. Besonders für die produzierende Industrie spielen dabei IoT-Technologien (Internet of Things) eine herausragende Rolle. Allerdings verfügen längst nicht alle Industrieunternehmen über das Know-how und die Ressourcen, um anspruchsvolle IoT-Projekte erfolgreich umzusetzen. Mit der offenen, cloud-basierten Plattform „MindSphere“ will Siemens den Einstieg in IoT-Lösungen für Unternehmen einfacher machen.

IoT-Projekte sind per se komplex. Wer solche Projekte in Angriff nimmt, hat es fast immer mit großen oder sehr großen Datenmengen zu tun, die, meist dezentral erfasst, zusammengeführt und verarbeitet werden müssen. Es geht um Konnektivität, unterschiedliche Sensoren, Schnittstellen und Datenformate, mobile Geräte und stationäre Maschinenparks, Cloud-Technologien, Big Data, Business Analytics. Es liegt auf der Hand, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen weder über Erfahrungen, noch über das nötige Spezialwissen oder die personellen Ressourcen verfügen, um aus dem Stand und in absehbarer Zeit derart komplexe Projekte zu stemmen.

Aber Zeit ist ein entscheidender Faktor: Bei der Geschwindigkeit, mit der sich gegenwärtig der Digitale Wandel in den Unternehmen vollzieht, können Verzögerungen schnell eine Verschlechterung der Wettbewerbsposition zur Folge haben. So ist es kaum verwunderlich, dass nach einer Studie der Analysten von PAC mehr als die Hälfte der befragten Industrieunternehmen kurzfristig, und fast drei Viertel (72 Prozent) im Laufe der nächsten drei Jahre in IoT-Projekte investieren wollen. Die meisten dieser Unternehmen wollen dabei auf die externe Hilfe von Hard- und Software-Anbieten, Beratungsfirmen, Plattformanbietern oder IT-Dienstleistern zurückgreifen. Auch Industrieunternehmen, die ihre Expertise und selbst entwickelten Lösungen einbringen, treten zunehmend als Anbieter in diesem Segment auf.

Dabei haben Industrieunternehmen wie Siemens, die als Hersteller über jahrzehntelange Erfahrung im Maschinen- und Anlagenbau, Automatisierungstechnik und Betriebsdatenerfassung sowie eine riesige Gerätebasis verfügen, anderen Unternehmen beim Einstieg in IoT-Technologien einiges zu bieten: "Wir haben weltweit 30 Millionen Automatisierungssysteme und rund 800.000 vernetzte Geräte installiert und über 70 Millionen Smart-Meters unter Vertrag", sagt Siemens-Manager Dr. Florian Beil, Head of Sales MindSphere. "Es gibt nur wenige Anbieter, die über ein solches Know-how bei der Erfassung und Verarbeitung von Maschinendaten verfügen."

Um dieses Know-how für andere Industrieunternehmen zugänglich zu machen, hat Siemens die eigene Cloud-Plattform MindSphere entwickelt. Siemens-Experte Beil spricht von einem "IoT-Betriebssystem": "MindSphere ist weit mehr als eine Plattform, weil es - ähnlich wie ein Betriebssystem - wirklich alle Tools, Funktionen, Module und Services zur Verfügung stellt, die für die Entwicklung und den Betrieb von IoT-Anwendungen nötig sind."

Einblicke in die Oberfläche von MindSphere
Einblicke in die Oberfläche von MindSphere
Foto: Siemens

MindSphere ist als Platform as a Service (PaaS) konzipiert und soll zukünftig auf allen gängigen Cloud-Plattformen lauffähig sein. Auf ihr lassen sich Applikationen (Apps) und komplette digitale Services entwickeln, betreiben und verteilen. Aber die Plattform wird auch in einer On-Premise-Version verfügbar bzw. mit Edge-Devices erweiterbar sein: "Wir tragen damit der Tatsache Rechnung, dass sowohl Sicherheitsanforderungen als auch nationale Datenschutzbestimmungen in manchen Fällen einer Auslagerung der Daten in die Cloud entgegensteht", erklärt Beil.

Alles stets im Blick
Alles stets im Blick
Foto: Siemens

Als Cloud-basiertes, offenes IoT-Betriebssystem verbindet MindSphere reale "Dinge" in der Fertigung schnell und sicher mit der digitalen Welt. Ziel ist es dabei, operative Daten über die gesamte Wertschöpfungskette eines Produktes hinweg nutzbar zu machen, aber auch Betriebsdaten aus der Praxis in Simulations- oder Testverfahren einzubringen. MindSphere fungiert dabei als Plattform für branchenspezifische Anwendungen und datenbasierte Services von Siemens und Drittanbietern, etwa für die Bereiche Predictive Maintenance oder Energy Data Management.

Die offenen Schnittstellen (API) der MindSphere ermöglichen es Anwendern überdies, digitale Services zu entwickeln und diese innerhalb des MindSphere Ecosystem zu teilen - sowie an den Entwicklungen dieses Ecosystems teilzuhaben. Mit MindConnect, das die schnelle und sichere Anbindung jeder Art von Assets an MindSphere sicherstellt, lassen sich neben Siemens-Produkten auch die Lösungen anderer Anbieter an die Plattform anschließen. Damit können zum Beispiel per Plug & Play Daten aus einem Sensor sicher ausgelesen und verschlüsselt an MindSphere übertragen werden.

Mit MindSphere werden Unternehmen in die Lage versetzt, komplexe IoT-Lösungen zu realisieren, ohne selbst über das eigentlich erforderliche Spezialwissen zu verfügen. Das Anschließen einer Maschine an MindSphere - ohne Vorkenntnisse und Erfahrungen ein durchaus aufwändiges Unterfangen - ist mit Plug & Play innerhalb kürzester Zeit möglich. "MindSphere enthält unser gebündeltes Know-how - die Anwender profitieren davon, dass sie alle Funktionen, Module und Services sofort und in vollem Umfang nutzen können", sagt der Siemens-Experte.

Besonders betont er, dass bei der Konzeption von MindSphere der Gedanke einer offenen Plattform im Mittelpunkt stand: "MindSphere ist nicht proprietär, sondern setzt auf offene Standards wie OPC UA, Cloud Foundry und APIs auf, so dass Kunden und Partner aus allen Bereichen zur Fortentwicklung beitragen können", sagt der Siemens-Manager. Zwar stünden vor dem Hintergrund von Siemens als weltweit führenden Automatisierungsanbieter in der Anfangsphase Lösungen für die produzierende Industrie im Vordergrund. Aber bei der rasanten Entwicklung der Digitalisierung ist sich Beil sicher, dass zukünftig auch Partner und Unternehmen aus anderen Branchen Teil des MindSphere-Ecosystems werden und ihre Expertise einbringen. Der Grundstein hierfür ist bereits gelegt. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel.