Europas DV-Hersteller monieren EG-Preisregelung für DRAM-Chips:

Mindestpreise nutzen nur den Japanern

11.08.1989

MÜNCHEN (CW) - Im Kreuzfeuer der Kritik steht derzeit das für die nächsten Wochen erwartete Preisabkommen für DRAM-Chips zwischen der EG und Japan. Zahlreiche europäische DV-Hersteller befürchten wachsende Chippreise in Europa, was nicht nur ihre eigenen Kosten erhöhen, sondern auch ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte.

Anfang Juli hatten die Japaner - nach gut zwei Jahren Antidumpingstreit mit der Europäischen Gemeinschaft - erstmals Preiszusagen für dynamische Speicherchips (DRAMS) in Europa in Aussicht gestellt (siehe auch COMPUTERWOCHE Nr. 28 vom 7.Juli 1989, Seite 68). Das Preisabkommen, das in wenigen Wochen erwartet wird und europäische Halbleiterhersteller schützen soll, hat jetzt allerdings bei Computerherstellern in Europa herbe Kritik ausgelöst. Sie sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Anbietern aus Fernost gefährdet, weil die durch das Abkommen festgelegten höheren Chippreise ihre eigenen Kosten ebenfalls in die Höhe treiben.

So erklärt Bruno Lamborghini, Vice-President für Unternehmensstrategie und

-planung bei Olivetti: "Das Abkommen zwischen der EG und Japan wird eine künstliche Markt- und Preissituation schaffen, deren Nutznießer die japanischen Anbieter sein werden." Dies bekräftigt ein Sprecher der britischen ICL-Mutter STC: "Wir machen uns damit lächerlich." Den Japanern bringe dieser Pakt "massive Gewinne", den Europäern "massive Kosten".

Johannes Haserer von Siemens, einem der wenigen DRAM-Chip-Anbieter in Europa, hingegen erklärte gegenüber der englischen Wirtschaftszeitung "Financial Times", es sei offensichtlich, daß im weltweiten Chipmarkt eine Wettbewerbsverzerrung bestehe: "Würden alle Chipanbieter eine vernünftige Preispolitik betreiben, wären solche Schutzmaßnahmen nicht nötig." Aus Brüssel verlautete jetzt allerdings, daß über das Abkommen noch nicht endgültig entschieden sei.