Standardisierung der Betriebssysteme nivelliert das Angebot:

Milliardengrenze für Mikro-SW angepeilt

05.04.1985

MÜNCHEN (CW) - Das Softwarebarometer im Mikro-Sektor steht weiterhin auf "sonnig". Wurden in der Bundesrepublik bereits 1983 rund 249 Millionen Mark mit Programmpaketen für die Kleinrechner umgesetzt, weisen die Prognosen der Marktforscher schon für 1986 auf die Milliardengrenze hin.

Die weitgehende Standardisierung der Betriebssysteme für Mikrocomputer hat das Hardware-Angebot quasi nivelliert. Die Wahl der Anwendersoftware ist damit in immer geringerem Maße von den Eigenarten der Hardware abhängig, sondern wird zunehmend von den Bedürfnissen des Anwenders bestimmt. Ein enormer Bedarf an qualitativ hochwertiger Software ist das Resultat. Im Durchschnitt werden 25 Prozent der Umsätze im Mikrocomputer-Handel mit Software getätigt.

Mit dem Wandel von der Computer- zur Anwenderorientierung wurde vor einigen Jahren ein neues, zukunftsträchtiges Marktsegment betreten. Durch die Betriebssystem-Kompatibilität verlangen Anwender ein immer umfassenderes Software-Angebot, das nicht mehr zeit- und kostenintensiv für den Einzelfall erstellt werden muß. Standardisierte Software heißt die Problemlösung.

Der westeuropäische Markt wies 1983 für Standard-Software einen Wert von 8,5 Milliarden Mark aus. Das waren 28 Prozent vom gesamten Software- und Service-Markt. Bereits 1984 belief sich der Marktanteil auf 31 Prozent (11,4 Milliarden Mark) und wird für 1989 auf 48 Prozent (50 Milliarden Mark) geschätzt.

Der Gesamtmarkt im Bereich Software und Dienstleistungen erreichte 1984 ein Volumen von 37,3 Milliarden Mark, über 100 Milliarden wird der Markt in Westeuropa 1989 erreicht haben. Die europäischen Anbieter konnten 1984 gegenüber 1983 ein Wachstum von 21 Prozent verzeichnen. Mit durchschnittlichen Steigerungen dieser Größenordnung rechnet man bis 1989 auch für den Gesamtmarkt.

Ungleich stärker ist jedoch die Entwicklung des Marktes für Standardsoftware im Mikrocomputer-Bereich; hier erwartet man eine durchschnittliche, jährliche Wachstumsrate von 46 Prozent (zwischen 1983 und 1989). Für 1989 halten Marktbeobachter einen Wert von 11,9 Milliarden Mark für realistisch.

Parallel mit der Ausweitung des Software-Marktes - insbesondere durch die Bereitstellung der Mikrocomputer-Standardsoftware - verändern sich die Märkte für Individual-Software, Hardware und Dienstleistungen von Rechenzentren zum Teil entscheidend (Tab. 1).

Die Wachstumsraten von Software und Dienstleistungen werden dazu führen, daß sie die Ausgaben für Hardware Ende der 90er Jahre überschreiten. Schon für 1986 rechnet man damit, daß der Software-Markt fast 50 Prozent des Hardware-Umsatzes betragen wird. Im Jahre 1989 wird dieses Verhältnis annähernd 60 Prozent betragen (Tab. 2).

Der Zielmarkt für Mikrocomputer-Software erfordert ein Umdenken bei der Erstellung und Vermarktung von Programmen. Zwar liegen die jährlichen, wertmäßigen Zuwachsraten für Individual-Software im Durchschnitt noch bei etwa 18 Prozent, so geht der Trend dennoch unaufhaltsam zur günstigeren Standard-Software. Betrug der Anteil 1983 noch 58 Prozent am Software-Gesamtmarkt, so wird dieses Verhältnis 1989 bei 74 Prozent liegen (Tab. 3).

Die Entwicklung der Standardsoftware hat dabei ihre besondere Bedeutung im Bereich der Einplatz-Mikros. Hier wird gegenüber 1983 bis zum Jahre 1989 mit einer prozentualen Verdoppelung der Umsätze gerechnet. Für große und mittlere Systeme wird dagegen ein Rückgang zu verzeichnen sein (Tab. 4).

Die zukünftige Entwicklung auf dem Software-Markt, auf den die Aktivitäten der Hardware-Hersteller sowie der auf Software spezialisierten Unternehmen im gleichen Maße einen Einfluß haben, ist in seiner Dynamik auch in Hinblick auf den Preisverfall beachtlich, der hier ebenso wie im Hardware-Bereich stattfindet (Tab. 5).