Kommentar

Millennium-Bug im Netz

09.12.1998

Panikmache ist nicht angebracht, Untätigkeit aber genausowenig. Das Problem 2000 in den Netzen hat nicht die Dimension wie der Doppelnull-Fehler in unternehmenkritischen Applikationen und Datenbanken. Kurzsichtig programmierte Jahreszahlen in der Software der Netz-Betriebssysteme, Router oder TK-Anlagen können die Informationen nicht verfälschen, denn sie sind lediglich Transportmedium. Daher wird es fehlerhafte Rentenbescheide und Versicherungspolicen aus der Networking-Ecke nicht geben.

Der Schaden für die Unternehmen ist anderer Art: Leistungseinbrüche kosten Arbeitszeit, Totalausfall lähmt den Betrieb und blockiert Kundenkontakte, und funktionsunfähige Sicherheitsmechanismen öffnen Tür und Tor für Hacker- und Spionage-Angriffe.

Diese Szenarien müssen nicht eintreten, sie können aber. Unabdingbar ist es daher, die Infrastruktur auf die Gefährdung durch den Millennium-Bug hin zu durchleuchten und sich bei den Herstellern der Komponenten nach Jahr-2000-Tauglichkeit der eingesetzten Produkte zu erkundigen. Ein Dilemma bleibt selbst beim lückenlosen Upgrade auf neue Produkte mit vierstellig programmierten Jahreszahlen-Operationen: Eine Gewähr für die Interoperabilität der Komponenten über den kritischen Jahreswechsel hinaus kann es nicht geben, weil die Hersteller entsprechende Tests versäumt haben.