Google & Amazon in der Kritik

Militärprojekt erzürnt Mitarbeiter

12.09.2022
Von Redaktion Computerwoche
Mitarbeiter von Google und Amazon protestieren mit deutlichen Worten gegen ein Rüstungsprojekt mit Israels Regierung. Die Konzerne zeigen sich bislang unbeeindruckt.
Mitarbeiter von Amazon und Google protestieren unter dem Hashtag #NoTechForApartheid gegen ein Rüstungsprojekt von Google, Amazon und Israel.
Mitarbeiter von Amazon und Google protestieren unter dem Hashtag #NoTechForApartheid gegen ein Rüstungsprojekt von Google, Amazon und Israel.
Foto: Phil Pasquini - shutterstock.com

US-Niederlassungen von Google und Amazon waren die Schauplätze organisierter Proteste gegen ein Rüstungsprojekt, das Google und Amazon unter anderem mit der israelischen Regierung betreiben. Das circa 1,2 Milliarden Dollar schwere "Project Nimbus" sieht vor, israelischen Streitkräften Zugang zu fortschrittlichen KI-Technologien zu ermöglichen, etwa zu Zwecken der Gesichtserkennung, Video- oder Sentiment-Analyse. Die Gegner des Projekts befürchten, dass diese Technologien im Rahmen des Nahost-Konflikts missbraucht werden könnten.

"Die Proteste vermitteln ein falsches Bild von Project Nimbus. Google Cloud ist stolz darauf, eine Vielzahl von Regierungen zu unterstützen - inklusive der von Israel. Unsere Arbeit steht nicht in direktem Zusammenhang mit hochsensiblen oder geheimen, militärischen Workloads", zitiert das US-Portal "Wired" Google-Cloud-Sprecher Atle Erlingsson in einer E-Mail. Amazon verzichtete bislang auf eine Stellungnahme zu den Vorgängen.

Prinzipien vs. Geld

Lautstarke Proteste seiner Mitarbeiter gegen Rüstungsprojekte sind für Google nichts Neues: Bereits im Jahr 2018 gab es massiven Widerstand aus der Belegschaft gegen "Project Maven" - eine Initiative, die die Entwicklung von Drohnen für militärische Zwecke zum Ziel hatte. Nach internen Petitionen zog sich Google aus dem Projekt zurück und veröffentlichte seine KI-Prinzipien, die die Nutzung der Technologie zu militärischen Zwecken ausschließt. Nicht wenige Mitarbeiter sehen in Project Nimbus einen Verstoß gegen diese selbst auferlegten Richtlinien, allen voran die Gewerkschaftsorganisation "Alphabet Workers Union", die bereits die Proteste im Jahr 2018 federführend begleitete:

Google selbst hatte bereits Ende 2021 versucht, dem aufkeimenden Widerstand entgegenzuwirken: Google-Cloud-CEO Thomas Kurian etwa veröffentlichte einen Blog-Post, in dem er Einblicke in die Zusammenarbeit von Google Cloud mit der US-Regierung gibt und betont, die Technologien des Konzerns würden so eingesetzt, dass die KI-Richtlinien nicht verletzt würden. Das sehen offensichtlich nicht nur viele Mitarbeiter, sondern auch etliche Aktionäre anders: Bereits im Mai 2022 hatten Shareholder von Google und Amazon sich gegen "Project Nimbus" gewandt und versucht, die Unternehmen zum Umdenken zu bewegen - ohne Erfolg.

Im Zuge des Protests gegen das Rüstungsprojekt von Amazon und Google rückte auch die Ex-Google-Produktmanagerin Ariel Koren ins Rampenlicht. Sie wurde nach eigener Aussage vom Management des Suchmaschinenriesen unter Druck gesetzt, nachdem sie ihre Ablehnung gegen "Project Nimbus" öffentlich gemacht hatte und hat inzwischen ihren Job bei Google gekündigt. Sie unterstützt weiterhin die Proteste gegen das milliardenschwere Projekt, die unter dem Hashtag #NoTechForApartheid laufen:

(fm)