Geschicktes Marketing läßt Preisdifferenzen schmelzen:

Mikros laufen dummen Terminals den Rang ab

11.01.1985

MÜNCHEN (CW) - Die Tage konventioneller CRT-Terminals ohne Intelligenz scheinen gezählt. Die Popularität von Mikros und die Verfügbarkeit preiswerter Arbeitsplatzperipherie haben die Sichtweise der Datenverarbeiter in den Unternehmen grundlegend geändert.

Während die meisten Industriebeobachter darüber einig sind, daß sich die traditionelle Rolle der CRT-Bildschirme stark gewandelt hat, besteht dennoch Uneinigkeit über den Zeitpunkt, wann diese Displays endgültig vom Markt verschwinden werden. Die eine Analytikergruppe geht davon aus, daß die Mikros den Gebrauch von unintelligenten Terminals schon weitgehend eingeschränkt haben, andere sehen dennoch einen großen Markt für diese Geräte, insbesondere bei der Erledigung von Verwaltungsaufgaben, die keine Intelligenz vor Ort benötigen.

Es werde vielfach vergessen, wie viele Terminals sich draußen im Markt befinden, meint Melody M. Johnson, Analytiker des US-Brokers Cable, Howse & Ragen in der COMPUTERWORLD. Allein der Ersatz des Bestandes an VT100- und 3270-Bildschirmen garantiert nach seiner Meinung ein gutes Geschäft für die Zukunft. Darüber hinaus dürften die Preisunterschiede zwischen Mikros und herkömmlichen Displays nicht außer acht gelassen werden.

So hat Ilene Goldman von der IDC aus Framingham errechnet, daß ein 3270-Terminal der IBM nur knapp die Hälfte eines sinnvoll konfigurierten Mikrosystems kostet. Auch sie sieht noch breite Einsatzmöglichkeiten für unintelligente Bildschirme. Der Trend hin zu Mikros ist nach Meinung der beiden Analytiker sehr anwendungsabhängig. So wurden Terminals bislang hauptsächlich im Bereich des Managements und der Sekretariate gegen Mikros ausgetauscht.

Die vorhandene Preisdifferenz wird allerdings nur eine zeitweise Erscheinung bleiben. Den Mikroherstellern gelingt es nämlich durch eine geschickte Produktionspolitik immer häufiger, diese Lücke zu ihren Gunsten zu schließen. Einer der Hauptgründe, warum Mikros die Displays noch nicht auf breiter Front geschlagen haben, liegt nach Aussage der Marktforscher darin, daß das Umschalten zwischen lokaler Verarbeitungskapazität und dem Terminal-Mode in der Regel noch mit Problemen behaftet ist. Hier läßt sich allerdings absehen, daß immer mehr Hersteller dazu übergehen werden, ihre Mikros mit verdrahteter Kommunikationssoftware auszurüsten, um ein leichtes Umschalten zu ermöglichen.

Der IBM 3270 Personal Computer weist in diese Richtung, erscheint den Marktforschern aber noch als zu teuer. Auch die Terminalhersteller versuchen durch Zusatzkomponenten ihren Geräten eine ausreichende lokale Intelligenz zu geben.

Dennoch - die Situation wird sich nicht so schnell bereinigen. Sie wird eher noch konfuser, da in absehbarer Zeit Low-end-Mikros die gleichen Fähigkeiten ausweisen werden wie High-end-Terminals.