Mikroprozessoren schaffen Unterscheidungs-Möglichkeiten: Peripherie-Anbieter gegen totale Anpassung

02.05.1980

HANNOVER (de) - Zum Symbol der Arbeitsplatzcomputer-Ära wurde das auswechselbare Typenschild: Kaum ein Kleinrechner, kaum ein Textverarbeitungssystem, das nicht den Mikroprozessor eines bestimmten amerikanischer Halbleiter-Produzenten unter der CPU-Haube hat. Aber auch an der Peripherie wird's - wenn man die Oberflächen betrachtet - zunehmend eintöniger :Das Mixgeschäft findet nicht auf Anwender-Ebene, sondern darunter statt. Drei große Computerfirmen erklären ihre "peripheren" Absichten. Hier die Kurzinterviews:

Klaus Dieter Gräfnitz

Data General,Eschborn

- Herr Gräfnitz, im Peripheriegeschäft können sich a la longue nur wenige große Anbieter behaupten. Führt dies nicht zu einer Uniformität des Angebotes?

Nein, weil der Minicomputer-Hersteller ja auch bestrebt ist, immer mehr an dem Geschäft teilzunehmen, indem er- was die Peripherie angeht- seine eigenen Geräte herausbringt. Er hat dadurch den Vorteil, sich den Entwicklungen anpassen und seine Eigenleistung als Hersteller herausstellen zu können.

- Streben Sie bei Ihren Peripheriegeräten Kompatibilität zu allen Rechnern an oder genügt es Ihnen, Schnittstellenbewerber im Minibereich zu haben?

Grundsätzlich wird die Entwicklung in erster Linie für unsere Geräte betrieben, aber da die Standardisierung in letzter Zeit sehr stark vorangeht, wird auch bei Peripheriegeräten immer mehr auf Kompatibilität geachtet. Das beste Beispiel sind Bildschirmgeräte, die auch von Herstellern im Peripheriebereich, also im Zubehörbereich immer stärker vertrieben werden.

- Welche technischen Trends zeichnen sich bei Bildschirmen, Druckern und Externspeicher ab?

Sehr stark der Trend zur Kapazitätssteigerung bei externen Speichergeräten, zur Kompatibilität in Bedienelementen, zu Bildschirmen, die sich in Zukunft durch immer mehr Intelligenz auszeichen werden.

- Das Mixed-Peripherie-Business ist weitgehend ein OEM-Geschäft, welche Rolle kommt hier dem Distributor zu?

Dem Distributor kommt eine sehr wesentliche Rolle zu;er kann die Geräte aufgrund seiner Branchenstreuung besser verkaufen und breit anbieten.

- lst die Hannover-Messe für Sie als OEM-Anbieter noch die richtige Messe?

Ja, ich möchte schon wegen, daß das die richtige Messe ist. Denn wir pflegen hier unsere Kontakte, wir werden hier angesprochen, wir können hier unsere neuesten Produkte in Deutschland vorstellen, das ist also eine ganz wichtige Gelegenheit, und wir können auch unsere Kunden die uns ein wenig vergessen haben, neu auf unsere Seite ziehen.

Fritz Jörn

Marketing-Support-Manager Hewlett - Packard, Frankfurt

- Herr Jörn, im Peripheriegeschäft können sich a la longue nur wenige große Anbieter behaupten. Führt dies nicht zu einer Uniformität des Angebotes?

Das glaube ich nicht. Gerade durch das Vordringen der Mikroprozessoren innerhalb der Peripheriegeräte wird die Bandbreite der Möglichkeiten je nach Mikroprogramm doch eklatant verbessert. Äußerlich mögen die Dinger ähnlich aussehen, aber was die innerlich können, wie bedienerfreundlich, wie nützlich sie für bestimmte Fälle sind, sehen Sie zum Beispiel beim Vordringen der Grafik, die ein unendliches Feld der Möglichkeiten darbietet, eben durch die Mikroprogrammierung, durch die Intelligenz der Peripheriegeräte.

- Streben Sie bei ihren Peripheriegeräten Kompatibilität zu allen Rechnern an oder genügt es lhnen, Schnittstellen zu den Minicomputer-Wettbewerbern zu haben? Zunächst bauen wir unsere Peripheriegeräte natürlich für unsere eigenen Systeme und haben da auch ein breites Feld der Betätigung. Da aber beispielsweise durch den IEC-Bus große Möglichkeiten gegeben sind, andere Systeme anzuschließen und alle unsere Computersysteme - oder fast alle - den IEC-Bus verwenden, sind die Dinger nicht nur innerhalb unserer eigenen Produktlinie an alle Produkte anschließbar, sondern der den IEC-Bus auch bei Fremdherstellern, also anderen Herstellern.

-Das Mixed-Peripheriegeschäft ist ein reines OEM-Geschäft. Wenn Sie an diesen

Teil Ihrer Produktpalette denken:Trifft die Behauptung zu,daß Hannover für OEM - Anbieter nicht mehr die richtige Messe ist?

Das glaube ich nicht.Ich glaube,daß ein OEM sowohl die Attraktivität der Geräte auf das Allgemeinpublikum sehen - und das kann er hier in Hannover-als auch Details über die Produkte selbst mit nach Hause nehmen will,das kann er auch haben.

-Mit welchem technischen Neuerungen kann der Minicomputer-Anwender bei der Peripherie rechnen?

Die Intelligenz der Pheripherie wird immer umfangreicher,immer spezieller

und die Neuerungen liegen sicherlich im Bereich des Ausbaus des Arbeitsplatzes,sei es für grafische Anwendungen,sei es eben für komplette,selbstädinge Vorgänge am Arbeitsplatz.

Günter Leperhoff

Hauptabteilungsleiter OEM-Vertrieb,

Philips GmbH Data Systems,Siegen

-Im Peripheriegeschäft können sich a la longue wenige große Anbieter behaupten. Führt dies nicht zu einer Uniformität des Angebotes?

Sofern das OEM-Angebot für den Endanwender, das heißt den Gebraucher, nicht sichtbar integriert ist, ist diese Aussage tendenziell richtig.Die Leistung des Anbieters, der seinerseits als Nachfrager beim Peripherie-Anbieter auftritt, wird sich dann sicherlich mehr in der besseren, der anderen Problemlösung für den Anwender niederschlagen.Für die sogenannten sichtbare Peripherie führt der verschärfte Wettbewerb jedoch zu einem

Zwang beim Hersteller,sich unterschieden zu müssen,und fordert damit auch ihn zu einem Wettbewerb heraus.

- Streben Sie beim Ihrem Angebot Kompatibilität zu allen Rechnern an oder genügt es,Schnittstellen zu Minicomputern zu definieren?

Wenn es genügt,Schnittsttellen zu definieren, dann sind wir für solche in Richtung Minicomputer.

- Welche technologischen Trends zeichnen sich bei Peripheriegeräten für Minicomputer ab?

Wir stellen einen sehr deutlichen Trend zum Einsatz von Festplattenspeichern fest - und hier vornehmlich von der 14-Zoll- zu 8-Zoll-Platte. Das bei den Bubbles noch bestehende Ungleichgewicht gegenüber dem Preis-/Leistungsverhältnis macht eine Anwendung in größerem Umfang noch nicht möglich. Bei den Druckern stellen wir fest, daß sich die Nadeldrucker - und hier speziell diejenigen mit 18-Nadel-Druckkopf mit entsprechend variablen Geschwindigkeiten - weiter durchsetzen.

- Wird sich die Inkjet-Technik durchsetzen?

Das ist im Augenblick die Frage. Ich würde es so formulieren: Der Inkjet, eine sehr interessante Technologie, wird eine zusätzliche Variante.

- Das Mixed-Peripherie-Geschäft ist überwiegend ein OEM-Geschäft. Welche Rolle kommt dabei dem Distribuitor zu?

Unsere Erfahrung lautet, daß die Integration der sogenannten Mixed-Peripherie erst auf der Anbieter-Ebene, an der Schnittstelle zum Endabnehmer, wirksam wird. Der Distributor, der verschiedene Peripheriegeräte anbietet, hat bisher lediglich eine Verteilerfunktion -aber eine qualifizierte Verteilerfunktion.

- Glauben Sie nicht,daß er mittlerweile berechtigte Forderungen der Benutzer in

bezug auf Anwendungen an den Hersteller weitergeben und diesbezüglich sogar

einen Druck ausüben kann?

Das ist richtig. Unsere Erfahrungen zeigen, daß wir natürlich einen Feddback aus der Ebene der Nachfrager für die Peripheriegeräte bekommen. Aber die sogenannte Integration der Mixed-Hardware findet nicht auf der Benutzerebene, sondern darunter statt.

- Ist die Hannover-Messe für den OEM-Anbieter noch die richtige Messe?

Hannover entwickelt sich immer mehr und mehr zum System-Markt, zum Markt der Problemlösungen für den Endgebraucher. Für den Nachfrager nach OEM-Produkten ist die Transparenz nicht oder nicht mehr gegeben. Messen wie zum Beispiel die Electronica in München oder Compec in London könnten, wenn sie in der Lage wären, das OEM-Angebot übersichtlich darzustellen, in Verbindung mit Bauelementen eine Lösung darstellen.