Infratest bietet neue Comtec-Studie an:

Mikrohändlern macht Beratung zu schaffen

11.01.1985

MÜNCHEN (sch) - Kein gutes Zeugnis stellt eine neue Comtec-Studie der Infratest Kommunikationsforschung, München, dem bundesdeutschen Mikrocomputerfachhandel aus. Mängel beim Vertrieb trügen wesentlich dazu bei, daß das Geschäft mit den Rechenzwergen nur mühsam in Gang komme.

Der Mikrocomputermarkt in der Bundesrepublik Deutschland ist Infratest zufolge zwar endlich erwacht, doch stellt er sich im Vergleich zu den prognostizierten Absatzwerten noch recht "schläfrig" dar. So seien 1984 rund 100000 Geräte an kommerzielle Anwender verkauft worden, was einer Steigerung von 33 Prozent entspreche. Als Gründe für die Lethargie auf dem deutschen Mikrocomputermarkt nennen die Münchner eine geringe Technikakzeptanz, Softwaredefizite und eine geringe Risikofreudigkeit beim Kapitaleinsatz. Besonders erschwerend käme hinzu, daß weder die Vertriebsstruktur des Bürofachhandels noch die des Computerfachhandels das erklärungsbedürftige Produkt "Mikrocomputer" mit der für den Erstanwender so notwendigen Sachkenntnis anbieten würde. Der Hauptgrund für dieses Manko laut Infratest: Die Beratungsleistung beim Mikrocomputergeschäft ist so aufwendig, daß sie die Hardwarespannen wieder auffrißt. Zudem sorge der Preiswettbewerb für knappe Margen.

Ertragreiche Geschäfte lassen sich - so die Studie - demnach nur dann machen, wenn neben dem reinen Computergeschäft auch Absätze mit anderen, gewinnträchtigeren Produkten oder hohe Verkaufszahlen bei bestimmten Fabrikaten erzielt werden.

Für den durchschnittlichen Mikrocomputerfachhändler verstärke sich das Problem, wenn er als Erstinformant gegenüber nachfragenden Betrieben auftrete, der Kauf aber über eine andere Bezugsquelle zustande komme. Dies gelte insbesondere bei Erstanwendern in kleinen Unternehmen, die besonders beratungsintensive Klienten darstellten. Infratest macht in diesem Zusammenhang auch aus, daß rund 70 Prozent der Kleinbetriebe mit bis zu vier Mitarbeitern und in der Regel einem Kleinrechner den Mikrocomputerfachhandel als Informationsquelle genutzt haben.

Die übrigen Unternehmen würden ihre Informationen überwiegend über andere Adressen beziehen. Der weitere Einblick in die Comtec-Analyse zeigt, daß aber nur 19 Prozent der Mikrocomputer in Kleinbetrieben über den Fachhändler bezogen werden. Im Rahmen des angegebenen Prozentsatzes rekrutierten sich die Kunden in erster Linie aus der Branche "Dienstleistungen". Das lukrative Großkundengeschäft bleibt nach Angaben der Münchner Marktforscher dagegen dem Direktvertrieb des Herstellers vorbehalten.

Die gesamte Comtec-Studie über die Lage auf dem Mikrocomputermarkt ist bei der Infratest Kommunikationsforschung GmbH, Landsberger Straße 338, 8000 München 21, erhältlich. Das 400-Seiten-Produkt kann für einen Preis von 21000 Mark bezogen werden.