IDC "rechnet" DV-Anwendungsbedarf bis 1989 vor:

Mikroboom läßt DV-Personalkosten schrumpfen

04.01.1985

WIESBADEN (CW) - Insgesamt 62,5 Milliarden Dollar legten europäische DV-Anwender 1983 für Computersysteme und ihren Betrieb auf den Tisch. Bis 1989 sollen diese Ausgaben auf 155,9 Milliarden Dollar klettern. An der Steigerung wird der Bereich Mikrocomputer überdurchschnittlich beteiligt sein. Den DV-Personalkosten hingegen sagen die Wiesbadener Marktauguren einen deutlichen Rückgang voraus.

Die IDC Deutschland GmbH, Wiesbaden, ermittelte im einzelnen, daß 1983 auf externe Produkte und Leistungen rund 58 Prozent der DV-Kosten entfallen werden. Dieser Bereich soll bis zum Ende der Dekade um durchschnittlich 20 Prozent jährlich wachsen. Für 1989 prognostizieren die Marktforscher hier ein Ausgabevolumen von insgesamt 110,3 Milliarden Dollar. Selbst wenn man davon ausgeht, daß diese Schätzung einen konstanten Dollarkurs voraussetzt und eine Inflationsrate von neun bis zehn Prozent in Betracht zieht, bleibt immer noch ein reales Wachstum von zehn Prozent.

Hinsichtlich der von den europäischen Anwendern getätigten Hardwareinvestitionen kommt IDC zu dem folgenden Ergebnis: Steckten 1983 noch neun Prozent der Hardwarekosten in Einzelplatz-Mikros, so ist auf diesem Gebiet bis zum Ende des Jahrzehnts mit einer Quote von insgesamt 23 Prozent zu rechnen. Dabei verlagere sich das Schwergewicht bei den nackten CPU-Kosten weiterhin in Richtung Peripherie. Der Anteil an, den DV-Ausgaben nimmt bei der gesamten Hardware von 32 Prozent im Jahre 1983 auf 37 Prozent in 1989 zu. Gewaltig holen auch die Softwareausgaben auf. 1983 betrugen diese Aufwendungen 12,2 Milliarden Dollar. Wie bei den Mikros geht IDC hier von einem 23prozentigen Wachstum jährlich aus, den Softwareservice inbegriffen. Ein beträchtlicher Teil dieser Zuwächse entfällt auf den Einkauf von Standardsoftware. Sie hat 1983 mit 3,4 Milliarden Dollar bereits einen Anteil von 28 Prozent erobert und wird bis 1989 voraussichtlich auf 48 Prozent anwachsen.

Zu den internen DV-Kosten: 1983 entfielen auf den Personalbereich mit knapp 24 Milliarden Dollar noch 38 Prozent des Gesamtbudgets. Dieser Anteil wird laut IDC auf 27 Prozent zurückgehen. Den Grund für diese Tendenz sehen die Wiesbadener in einem zunehmenden Einzug von Mikrocomputern am Arbeitsplatz und in der starken Verbreitung von Standardsoftware. IDC kommt weiterhin zu dem Schluß, daß die Fertigungsindustrie und der öffentliche Dienst zu den Branchen gehören, die in Zukunft das Rückgrat der EDV-Hersteller stärken.

Bei der geographischen Verteilung der DV-Ausgaben in Westeuropa nimmt die Bundesrepublik Deutschland in absoluten Zahlen eine eindeutige Vorreiterrolle ein. Es folgen Frankreich, Großbritannien, und Italien. Diese vier Staaten haben 1983 72 Prozent aller in Westeuropa getätigten DV-Ausgaben auf sich vereinigt, heißt es im jüngsten EDP-Deutschland-Report. IDC macht allerdings den Einwand geltend, daß die absoluten Zahlen noch nichts über den Computerisierungsgrad eines Landes aussagen. Hierzu müßten die DV-Ausgaben ins Verhältnis zum Bruttosozialprodukt gesetzt werden. Bei einer derartigen Berechnungsgrundlage zeigte sich, daß Schweden mit 2,8 Prozent an erster Stelle steht. Großbritannien nimmt mit 2,7 Prozent Position zwei, Frankreich Platz drei (2,6 Prozent) und Italien sowie die Bundesrepublik gleichrangig Platz vier (2,2 Prozent) ein.

Bezüglich der Marktanteile europäischer DV-Hersteller ermittelte IDC, daß die ersten zwölf Anbieter über 60 Prozent der gesamten DV-Umsätze tätigten. Dies bedeutet eine leichte Steigerung gegenüber 1982. Innerhalb der Spitzengruppe haben sich jedoch Verschiebungen ergeben: So ist Siemens von Platz zwei auf Platz drei, Hewlett-Packard von Rang zwölf auf Platz neun und Prime von Platz 19 auf Platz 33 gerückt. IDC konstatiert in diesem Zusammenhang auch, daß bei vielen Anbietern ein "nordisches Tief" ausgeprägt sei.

Schließlich und endlich gibt die IDC-Studie auch über die Top-Ten unter den deutschen Anbietern Aufschluß. Demzufolge nehmen nach IBM und Siemens Nixdorf mit 6,3, CDC mit 3,0 und DEC mit 2,7 Prozent die stärksten Positionen in der Bundesrepublik ein. Eine besondere Bedeutung messen die Wiesbadener in diesem Zusammenhang auch der statistisch belegten Aussage bei, daß die deutschen Anwender immerhin fast 25 Prozent ihrer DV-Ausgaben deutschen Unternehmen zukommen ließen (Siemens, Nixdorf, Kienzle und BASF).