Mikro-Pionier rüstet mit Produktneuheiten für den Sturm aufs Chefbüro:Tragbarer Apple llc gegen IBMs PC Junior

04.05.1984

MÜNCHEN (CW) - Mit dem tragbaren Business Computer Modell Apple llc erweiterte jetzt die Apple Computer Marketing GmbH, München, ihre Apple-ll-Familie. In dem 29 mal 29 Zentimeter großen Gehäuse des mit einer CMOS-Zentraleinheit ausgerüsteten Portablen befindet sich der 8-Bit-Mikroprozessor 65C02 von Motorola sowie ein 182-KB-Hauptspeicher. Gleichzeitig mit dem Announcement des 3.5 Kilo schweren Ilc gab Apple eine Preissenkung von 20 Prozent für seine vorhandenen lle-Modelle bekannt.

Der neue IIc-Portable sei so leistungsfähig wie der IIe und daher hauptsächlich für den Einsatz im professionellen Bereich gedacht, erläuterte Marketingleiter Gerhard J. Pleil. Bei dem Gerät handele es sich um ein Komplettsystem, bei dem keine Erweiterungssteckplätze vorgesehen seien. Für Arbeiten in Spezialbereichen, wie etwa technisch-wissenschaftlichen Anwendungen, müsse der Benutzer, laut Pleil, wie bisher auf das Vorgängermodell IIe zurückgreifen.

Der Preis des neuen Apple-Typs beträgt 3724 Mark ohne Mehrwertsteuer; ein externes Zusatzfloppylaufwerk kostet 930 Mark, 675 Mark ein "zugeschnittenes" Display, die Maus 280 Mark.

Zum Innenleben des miniaturisierten Computers gehören weitere 16 KB ROM. Applesoft Basic, Disassembler und Systemroutinen seien ebenfalls enthalten. Außerdem sei ein für den IIe kompatibles 51/4-Zoll-Diskettenlaufwerk integriert. Anschlüsse für ein zweites Floppylaufwerk, Maussteuerung, "Joystick" und Standardfernsehgerät als Monitorersatz seien ebenso wie serielle Schnittstellen für Drucker und RS 232C (Telefonnetz und externe Speichermedien) eingebaut. Damit fielen zusätzliche Karten oder sonstige Optionen weg. Das Gerät besitzt eine nach DIN-Norm aufgebaute Tastatur, wahlweise deutsch/englisch, 40 oder 80 darstellbare Zeichen und zwei frei programmierbare Funktionen. Nicht im Gehäuse untergebracht ist die Trafo-Stromversorgung.

Zum einfachen Einstieg liefert Apple ein Diskettenprogramm, mit dem sich der Ilc interaktiv vorstellt und zeigt, wie Software für kommerzielle Zwecke und zur Grafikanwendung funktioniert. Zum neuen Gerät bietet das Unternehmen ein integriertes Programmpaket für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenverwaltung mit Maussteuerung an. Da laut Apple das System IIc auf dem Ile-Modell basiere, könnten 90 Prozent der Programme - die Münchner nennen eine Zahl von 17 000, die für Apple II geschrieben wurden - auch auf dem neuen Kleincomputer laufen.

Als Peripherie sei sofort verfügbar ein hochauflösender Monitor mit 590 mal 192 Punkten, das externe Laufwerk, die Trafo-Stromversorgung und die Maus. Ebenfalls erhältlich sind Matrixdrucker und Plotter. Als Ergänzung will Apple nach eigenen Aussagen demnächst einen Farbdrucker (Scibe Printer) mit neuer Thermotechnologie und einen Flachbildschirm auf Flüssigkristallbasis herausbringen. In Deutschland soll der in Cork/Irland für den europäischen Markt montierte Portable ab Anfang Mai für Händler und Mitte Mai für Endkunden angeboten werden.

Langfristig sei nach Markteinschätzung von Apple eine Konfrontation mit dem IBM PCjr zu erwarten. Dies stehe besonders im Zusammenhang mit der Konzeption der Zielgruppen. Die künftigen IIc-Käufer sieht der Münchner Mikro-Maker in Ausbildungsstätten, Klein- und Mittelbetrieben und Fachabteilungen großer Unternehmen, Vornehmlich sollen selbständige "Heimarbeiter" sowie Manager angesprochen werden.

Die derzeitigen Verteilungsprobleme, laut Apple "Engpaß Nummer eins" wollen die Münchner Verantwortlichen jetzt mit einer modifizierten Vertriebsstruktur überwinden. Dabei soll das Verkaufsnetz auf 250 Händler ausgedehnt werden. Diese sind dann autorisiert, bei defekten Geräten (die Garantiespanne beläuft sich auf zwölf Monate) den notwendigen "Level 1"-Service vorzunehmen, der in einem Modulaustausch bestehe. Dadurch sollen sich die Ausfallzeiten bei Reparaturen erheblich verkürzen. Weiterhin will Apple alternative Vertriebswege über Kaufhäuser nutzen.

Als Ziel gilt, bis Ende 1984 etwa 50 zusätzliche "Sales Points" zu schaffen. Die Konditionen für beide Vertriebswege, so Marketingchef Pleil, seien identisch und man befürchte kein "Metro-Syndrom". Die Marketingmaßnahmen sollen auch von 15

Schulungszentren im gesamten Bundesgebiet für Apple-Anwender unterstützt werden. Gegenwärtig erwirtschafte das Unternehmen 35 Prozent der Umsätze in Deutschland über System- und Softwarehäuser, 40 Prozent über Computershops, 15 Prozent über den Bürofachhandel und mit "aufstrebender Tendenz" zehn Prozent über den Elektronikhandel.

Der Optimismus der deutschen Apple-Niederlassung könnte indes durch die jüngsten Ergebnisse der US-Mutter getrübt werden. Wie aus New York verlautet, ist der Reingewinn des Unternehmens auf 9,1 Millionen Dollar im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 1983/84 zurückgegangen, nach 23,9 Millionen im entsprechenden Vorjahresquartal. Der Umsatz stieg jedoch auf 300,1 (228) Millionen Dollar. Dazu sagt Apple-Manager John Sculley, der "außerordentlich gute Absatz" des Apple IIe im Dezember 1983 habe zu einer geringeren Verfügbarkeit in den folgenden drei Monaten geführt, obwohl die Produktkapazitäten stetig ausgebaut worden seien. Auch die Nachfrage nach dem "Macintosh" sei im vergangenen Quartal nicht zu decken gewesen, genauso wie der Bedarf für den neuen "Lisa 2".

Als jüngstes Softwarenovum gab jetzt Apple für den amerikanischen Markt das Schlüsselprogramm "Macworks" frei, mit dem auf den Lisa-2-Geräten die Macintosh-Software laufen kann. Mit diesem neuen Produkt wird Apple seinem Anspruch gerecht, die Lisa-2-Mikros als Angehörige einer kompatiblen 32-Bit-Familie zu führen.