Mikro-Miesmacher

02.04.1982

Das kann einem DV-Leiter heute schon passieren, wenn er sich nach geeigneten Werkzeugen für die Programmentwicklung und -wartung umschaut: Progressive Systemhäuser bieten ihm handliche Lösungspakete an, bestehend aus Mikrocomputerhardware und Softwaremodulen. Noch sind derartige Angebote freilich selten. Ist die Nachfrage noch zu gering, oder schläft die Mikrobranche?

Beides trifft zu. Die große Mehrheit der traditionellen DV-Anwender hat kein Bedürfnis, sich auf Entwurfspraktiken einzulassen, die von den "Mainframe-Medizinern" abgelehnt werden.

Aus gutem Grund: Einen Jumbo als Entwicklungsmaschine zu verkaufen, ist ein lukratives Geschäft.

Gleichwohl werden die Mikros häufig als Mickymaus-Computer verlacht, brauchbar allenfalls als Spielzeuge für Bastler, Studenten und naive Endbenutzer. Die Mikromacher tun ein übriges, sich den Erfolg ihrer Kraftzwerge bei den DV-Profis zu vermasseln. Zwar legen sich neuerdings immer mehr Mikroanbieter mit der Mittleren Datentechnik an, doch steht dabei noch das "Personal Computing" im Vordergrund, legt man in der Werbung mehr Betonung auf irgendeine Endbenutzerfreundlichkeit als auf den speziellen Nutzen für Programmierer.

Dabei kann jeder Codierer, der etwa mit Ansi-Cobol zu tun hat, die Erfahrung machen, daß sich Mikrocomputer sehr wohl für Entwicklungs- und Wartungsarbeiten eignen.

Warum soll das nicht funktionieren mit dem "Deligieren vom Programmieren"? Um es noch deutlicher zu machen: Der "persönliche" Computer für Hausfrauen und Fachbereichsmanager mag umstritten bleiben, der dedizierte Tool-Mikro für professionelle Softwerker wird in ein paar Jahren ein Muß sein.