Angetestet

Midrange-Speicher NSC55

22.11.2006
Von Christoph Lange

Günstiger sind viele Spindeln

Auch bei den maximalen Übertragungsgeschwindigkeiten hatte die auf mehr Spindeln verteilte LUN die Nase vorn, allerdings war der Abstand nicht mehr ganz so groß. Die höchsten Schreibdurchsätze erzielte diese LUN erwartungsgemäß mit den großen 10- und 1-MB-Paketen. Beide Messungen ergaben einen Durchsatz von 160 MB/s. Mit 512-KB-Paketen erzielte diese LUN immer noch sehr gute 154 MB/s. Die nur mit einer Raid-Gruppe konfigurierte LUN schaffte den höchsten Schreibdurchsatz von 137 MB/s mit den 1-MB-Paketen.

Um die Failover-Funktionen des NSC55-Systems zu testen, wurde am Speichersystem ein FC-Kabel eines Host-Ports abgezogen, während das Iometer-Tool aktiv war: Die grafische Anzeige der Übertragungsrate blieb für etwa fünf Sekunden eingefroren und zeigte anschließend von selber wieder die aktuellen Performance-Werte an. Die meisten Anwendungen tolerieren eine derart kurze Ausfallzeit, so dass ein Benutzer nach der kurzen Unterbrechung in der Regel nahtlos weiterarbeiten kann.

Um unterschiedliche Storage-Klassen - Tiered Storage - zentral verwalten zu können, bietet HDS die optionale Software "Hi-Command Tiered Storage Manager" an. NSC55-Anwender können hierfür alternativ auch ein im Storage Navigator enthaltenes Migrations-Tool nutzen. Es versteckt sich im Performance-Monitor unter der Schaltfläche "Volume Migration". Damit kann der Administrator einen manuellen oder einen automatischen Plan für die LUN-Migration konfigurieren.

Softwaretests

Im Computerwoche-Test wurden mit diesem Tool im laufenden Betrieb Daten von einer External LUN der EMC Symmetrix auf eine LUN des NSC55-Systems verschoben. Dabei tauscht das Tool auch die LDEV-Nummer (Logical Device) der LUN aus, so dass der Server überhaupt nicht merkt, dass die LUN jetzt auf einem anderen Speichersystem liegt.

Der Versuch, die interne wieder auf die externe LUN zu migrieren, hatte zunächst nicht funktioniert. Wie sich herausstellte, lag es daran, dass die Target-LUN erst explizit reserviert werden muss, bevor sie migriert werden kann. Nach dieser Reservierung ließ sich die LUN ohne Probleme zurückmigrieren. Anschließend wurden die automatischen Migrationsfunktionen mit dem Hi-Command Tiered Storage Manager getestet. Im ersten Schritt definiert der Administrator die gewünschten Stufen (Tiers). Für den Test wurden auf dem AMS1000-System zwei Tiers eingerichtet: ein SATA-Disk-Tier für kostengünstige Speicherung und ein FC-Disk-Tier für gehobene Ansprüche. Die FC-Platten des NSC55-Systems stellten die dritte Stufe (High-Performance-Tier) dar.

Mehrstufig speichern

Im nächsten Schritt richtet der Administrator die gewünschten Migrationsgruppen ein, weist ihnen die zu migrierenden Volumes zu und legt die Regeln fest, nach denen migriert werden soll. Die LUNs und die auf ihnen gespeicherten Daten werden dann im laufenden Betrieb zwischen den Gruppen verschoben. Die Migration lässt sich entweder manuell starten oder per Windows-Task-Scheduler zum gewünschten Zeitpunkt ausführen. Im Zusammenspiel mit dem Hi-Command Tuning Manager ist es darüber hinaus möglich, eine automatische Migration von LUNs anzustoßen, sobald ein bestimmter Schwellenwert wie zum Beispiel die freie Speicherkapazität einer Raid-Gruppe über- oder unterschritten wird. Hitachi Data Systems bietet auch eine spezielle Lösung für Microsoft Exchange Server an. Sie speichert die E-Mail-Daten zunächst auf High-Performance-Disks und migriert sie zu einem späteren Zeitpunkt nach den vom Administrator festgelegten Regeln automatisch zum Beispiel auf kostengünstigere SATA-Platten.

Fazit

Mit dem Network Storage Controller NSC55 bietet Hitachi Data Systems eine Speicherlösung für mittelständische Unternehmen an, die sämtliche Funktionen des Enterprise-Systems Tagmastore USP zur Verfügung stellt. Insbesondere die Fähigkeit, auch Speichersysteme von anderen Herstellern in die Virtualisierung der NSC55 einzubinden und damit von zentraler Stelle aus zu verwalten, vereinfacht das Speicher-Management. Auf diesem Weg lassen sich Funktionen wie True Copy oder Universal Replicator im Mischbetrieb mit Drittherstellerprodukten einsetzen. Das Gleiche gilt für Tiered-Storage-Implementierungen, die sich mit NSC55 relativ einfach umsetzen und regelbasiert automatisch steuern lassen. Ein Data Retention Utility erlaubt zudem die revisionssichere Speicherung von Daten auf Disk. Der Einstiegspreis von rund 90000 Euro für die Diskless-Variante dürfte allerdings für manchen Mittelständler eine hohe Hürde darstellen. Hinzu kommen noch die Lizenzkosten für die Software-Features, die nach der jeweils benutzten Kapazität berechnet werden.