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Microsofts "Windows CE" ist passé

01.12.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einer neuen Marketingkampagne will Microsoft seinem nur mäßig erfolgreichen "Windows CE" auf die Sprünge helfen; der erste Schritt ist die Umbenennung des abgespeckten Betriebssystems in "Windows Powered". Alle tragbaren PCs und Handhelds sollen künftig mit dem neuen Logo versehen werden. Der zuständige Produktmanager Phil Holden erklärt, diese Strategie sei auf den Verbraucher abgestimmt, dem die Funktion des Gerätes wichtiger sei als der Name des Betriebssystems.

Der eigentliche Grund für das neue Branding dürfte der Versuch sein, die bisherigen Verkaufsschwierigkeiten von Windows CE zu vertuschen. Seit der Einführung des Produktes vor zwei Jahren hat es der Softwaregigant nicht geschafft, sich damit im Markt zu behaupten. Kritiker bemängeln vor allem den Ansatz, mit CE auf allen Hochzeiten tanzen zu wollen, von Palm-Computern über TV-Settop-Boxen bis hin zu Smart-Cards und Registrierkassen. Hauptkonkurrent Palm Computing hingegen hat es mit seinem Produkt "Palm-OS" und dessen eindeutiger Positionierung als Betriebssystem für Handheld-PCs geschafft, die Verbraucher zu überzeugen und die Marktführerschaft zu erreichen. Die 3Com-Tochter hat dem Marktforschungsunternehmen International Data Corp. zufolge derzeit einen rund 75prozentigen Marktanteil. Microsoft verlor einige Hardware-Partner, darunter Philips, LG Electronics und Everex. Gerüchten zufolge sollen auch

Sharp und Vadem eine Beendigung der Partnerschaft mit der Gates-Company erwägen.

Mit der Markteinführung der neuen Windows-CE-Version für Handflächen-große PCs - unter dem Codenamen "Rapier" - wird Microsoft den Markennamen ummünzen. Künftig werden also Hewlett-Packards "Jornada 420" und Casios "Casioppeia 100" mit dem Label "Windows Powered" vertrieben werden - zusammen mit allen anderen Geräten, auf denen Windows CE installiert ist. Zudem soll der neue Name auch die mit "Windows 2000" ausgestatteten Computer schmücken und so für eine durchgängige Produktstruktur sorgen.

Ein Analyst des Markforschungsunternehmens Gartner Group bemängelte jedoch, die neue Marketingstrategie verspreche mehr, als Microsoft halten könne. Noch immer sei Windows CE mit den Desktop-Versionen von Windows nicht voll kompatibel. Der Hersteller solle sich besser auf dieses Problem konzentrieren, anstatt mit dem neuen Branding eine Kompatibilität seiner Windows-Palette vorzutäuschen.