Microsofts PDF-Pendant wird Standard

12.07.2007
Kritiker sprechen von einem Missbrauch der Standardisierungsorganisation.

Das Gremium Ecma International hat ein technisches Komitee (TC46) eingerichtet, das Microsofts XML Paper Specification (XPS) zum Standard entwickeln soll. XPS konkurriert mit dem seit langem etablierten und allgegenwärtigen Portable Document Format (PDF) von Adobe. Die Spezifikation hat Microsoft intern entwickelt. Sie ist eines von mehreren Dateiformaten, die von der aktuellen Bürosuite "Office 2007" nativ unterstützt werden. Gegenwärtig setzt kein anderer Anbieter XPS ein. Ursprünglich wollte Microsoft PDF direkt in Office 2007 integrieren, scheiterte jedoch an der Ablehnung Adobes. Nun müssen Office-2007-Nutzer den PDF-Export als kostenloses Add-in nachinstallieren.

Fragwürdiges Verfahren schon bei Office Open XML

Obwohl sich Microsoft seit einiger Zeit verstärkt um Interoperabilität bemüht, werfen Kritiker dem Unternehmen Missbrauch von Standardisierungsorganisationen wie der Ecma vor. Diese hatte bereits das Office-Dokumentenformat Office Open XML abgesegnet und an die International Organization for Standardization (ISO) weitergereicht. So soll auch mit XPS verfahren werden. Microsofts Gegner, zumeist Verfechter des älteren und schon von der ISO ratifizierten Open Document Format (ODF), sind der Ansicht, Microsoft nehme zu starken Einfluss darauf, was auf dem Weg durch die Instanzen zum "Standard" erklärt werde. Im Fall von Office Open XML etwa habe der Konzern Dritten nicht gestattet, vor der Übergabe an die Ecma eigene Implementierungen zu erstellen. Damit habe Microsoft den Standardisierungsprozess unterwandert, der im Prinzip offener angelegt ist. "Wenn Open XML und jetzt XPS jeweils durch die Ecma marschieren und dann vom ISO/IEC JTC1 angenommen werden, dann können wir auch gleich das Aus für offene Standards ausrufen", schreibt etwa der Urheberrechtsanwalt und Open-Document-Advokat Andrew Updegrove in seinem Blog. Nationale Gremien sollten hier frühzeitig reagieren.

Ähnlich äußert sich Bob Sutor, IBMs Vice President für Open Source und Standards, dessen Arbeitgeber in verschiedenen Produkten auf ODF als Dateiformat setzt. Sutor geht davon aus, dass die Ecma einen XPS-Standard nach Microsofts Wünschen bastelt, statt eine unvoreingenommene Gruppe ans Werk zu lassen. "Der Standard muss kompatibel mit Microsofts Implementierung sein - der bislang einzigen Implementierung", klagt Sutor. Das sei weder offen, noch unabhängig und kollaborativ. (tc)